17.10.2024
Geschlechtergraben prägt US Wahlkampf

Die Geschlechterkluft in der US-Wahl: Ein Thema, das die Nation spaltet

Die amerikanische Politik ist seit jeher von einer Kluft zwischen den Geschlechtern geprägt. Historisch gesehen neigen Frauen eher dazu, die Demokraten zu wählen, während Männer eher die Republikaner bevorzugen. Diese Tendenz scheint sich in den letzten Jahren, insbesondere seit dem Aufstieg von Donald Trump, noch verstärkt zu haben.

In einem Interview mit der FAZ analysiert die Politikwissenschaftlerin Kelly Dittmar von der Rutgers University die zunehmende Geschlechterkluft in der US-Wahl und die Rolle, die Donald Trump dabei spielt. Laut Dittmar hat sich die Kluft zwischen den Geschlechtern seit Trumps Eintritt in die Politik vergrößert. Umfragen zeigen, dass der Unterschied in der Wählergunst zwischen Männern und Frauen bei der kommenden Wahl zwischen zehn und fünfzehn Prozentpunkten liegen könnte.

Dittmar sieht in Trump den Hauptgrund für diese Entwicklung. "Er spielt viel mit klassischen Geschlechtervorstellungen von Führung, mit Themen wie Abtreibung und anderen Dingen, die Männer und Frauen in unterschiedlichem Maße motivieren", so die Expertin.

Tatsächlich setzen Trump und sein Vize J.D. Vance im Wahlkampf auf die Werte traditioneller Männlichkeit. Frauen werden in erster Linie als Hausfrauen, Mütter und fürsorgliche Partnerinnen dargestellt, während Männer als Verdiener und Beschützer der Familie fungieren. Diese Rhetorik findet Anklang bei einem Teil der Wählerschaft, der das Gefühl hat, dass die traditionelle Männlichkeit in der heutigen Gesellschaft bedroht ist.

Dittmar weist darauf hin, dass die Angst vor dem Verlust traditioneller Geschlechterrollen ein wichtiger Faktor für viele Wähler war, die 2016 und 2020 für Trump gestimmt haben. "Es gibt die Wahrnehmung, dass die Männlichkeit bedroht ist. Trump-Wähler sind am ehesten der Meinung, dass der Feminismus zu weit gegangen ist", so die Politikwissenschaftlerin.

Auf der anderen Seite steht Kamala Harris, die als erste Frau das Amt der Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten innehat. Anders als Hillary Clinton im Jahr 2016 stellt Harris ihr Geschlecht im Wahlkampf jedoch kaum in den Vordergrund.

Dittmar vermutet, dass Harris' Strategie darin besteht, die Wähler nicht durch eine übermäßige Betonung ihres Geschlechts zu verschrecken. Stattdessen konzentriert sie sich auf ihre persönlichen Erfahrungen und ihre politische Agenda. "Sie spricht über ihre Herkunft, ihr Geschlecht, indem sie von ihren eigenen Erfahrungen erzählt", so Dittmar.

Obwohl Harris' Ansatz dazu beitragen könnte, eine breitere Wählerschaft anzusprechen, bleibt abzuwarten, ob es ihr gelingen wird, die tiefe Geschlechterkluft in der amerikanischen Politik zu überwinden. Die Wahl im November wird zeigen, ob die USA bereit sind für eine Präsidentin und ob die Themen, die Trump in den Vordergrund gerückt hat, weiterhin die Wähler mobilisieren können.

Quelle: FAZ.NET

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