Eignungstests in Sachsen-Anhalt bestätigen größtenteils Grundschulempfehlungen für den Wechsel auf weiterführende Schulen

Der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule ist ein bedeutender Meilenstein im Bildungsweg eines Kindes. In Sachsen-Anhalt hat ein Eignungsfeststellungsverfahren für Viertklässler gezeigt, dass die Empfehlungen der Grundschullehrkräfte zur Wahl der passenden Schulform in den meisten Fällen mit den Testergebnissen übereinstimmen. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) empfahl das Testverfahren 84,8 Prozent der teilnehmenden Kinder eine allgemein berufsorientierte Bildung, beispielsweise den Besuch einer Sekundarschule. Eine Gymnasialempfehlung erhielten 11,7 Prozent der Viertklässler. Wie die "Zeit" am 7. Januar 2025 berichtete, nahmen 748 Schülerinnen und Schüler aus 216 Grundschulen an diesem Verfahren teil. Das entspricht etwa vier Prozent aller Viertklässler in Sachsen-Anhalt. Die Tests in Deutsch und Mathematik richteten sich an Kinder, deren Eltern den Wunsch nach einem Gymnasium für ihr Kind äußerten, obwohl die Grundschule keine entsprechende Empfehlung aussprach.

Die Bildungsministerin von Sachsen-Anhalt, Eva Feußner (CDU), unterstrich, dass die Ergebnisse die qualifizierte Arbeit der Grundschulpädagogen bei der Beurteilung ihrer Schüler bestätigen. Ziel sei es nicht, die Anzahl der Gymnasiasten zu verringern, sondern zu vermeiden, dass Kinder aufgrund nicht ausreichender Leistungen das Gymnasium wieder verlassen müssen. Ein Schulwechsel aufgrund schlechter Noten könne zu Frustration und sinkender Lernmotivation führen, so Feußner. Sie betonte, dass auch später noch zahlreiche Wege zu einem Studium offen stünden, selbst wenn der Wunsch dazu erst zu einem späteren Zeitpunkt auftrete.

Ein vergleichbares Testverfahren, der "Kompass 4", wurde in Baden-Württemberg eingeführt, stieß jedoch auf Kritik, wie der SWR am 12.12.2024 berichtete. Die Ergebnisse, vor allem im Fach Mathematik, waren schwächer als erwartet, was zu einer Überarbeitung des Tests führte. Für das laufende Schuljahr sollen die Testergebnisse keine negativen Konsequenzen für die Gymnasialempfehlung haben.

Die Regelungen zur Grundschulempfehlung sind in den Bundesländern unterschiedlich. In Nordrhein-Westfalen ist sie beispielsweise nicht bindend, wie das Schulministerium des Landes mitteilt. Mit dem Halbjahreszeugnis der 4. Klasse erhalten die Eltern eine Empfehlung, die ihnen als Orientierungshilfe bei der Wahl der geeigneten Schulform dienen soll. Die endgültige Entscheidung, an welcher weiterführenden Schule das Kind angemeldet wird, treffen die Eltern. Die Schule entscheidet dann im Rahmen ihrer Aufnahmekapazität über die tatsächliche Aufnahme.

Auch in Baden-Württemberg spielt der Elternwille eine entscheidende Rolle, wie einer Pressemitteilung des Landes vom 5. September 2024 zu entnehmen ist. Die Grundschulempfehlung wird dort neu gestaltet und basiert auf einer pädagogischen Gesamtbeurteilung, einer Kompetenzmessung und dem Willen der Eltern. Für die Aufnahme an einem Gymnasium sind die Empfehlung der Grundschule, die Teilnahme an der Kompetenzmessung und die Entscheidung der Eltern notwendig ("Zwei-aus-drei-Regel").

Die Frage nach der Gerechtigkeit der unterschiedlichen Verfahren für den Schulwechsel wird regelmäßig diskutiert. Eine auf dem Deutschen Schulportal vorgestellte Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine verbindliche Grundschulempfehlung zwar zu einer leistungsgerechteren Verteilung der Schüler beitragen kann, den Einfluss der sozialen Herkunft jedoch nicht wesentlich verringert. Dies liege hauptsächlich daran, dass die Verbindlichkeit in der Praxis oft nicht vollständig umgesetzt werde und Abweichungen von der Empfehlung möglich seien.