Die Frage nach Smartphones an Schulen wird kontrovers diskutiert. Befürworter sehen die Chancen der digitalen Bildung, Kritiker die Geräte als Störfaktor und Ursache sozialer Probleme. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAZ) berichtet von Schulen, die nach Aufhebung eines Smartphoneverbots vermehrt Passivität und weniger Interaktion unter den Schülern in den Pausen feststellten. Ähnliche Erfahrungen schildert Matthias Langensteiner, Rektor des Gymnasiums Penzberg, gegenüber der FAZ. An seiner Schule führte die Aufhebung des Verbots zu verstärkter Handynutzung und Konzentrationsschwierigkeiten bei den Schülern, sodass das Verbot wiedereingeführt wurde.
International zeichnet sich ein vergleichbarer Trend ab. Wie die FAZ berichtet, haben Länder wie Schweden, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, die Niederlande und Spanien bereits teilweise oder vollständige Smartphoneverbote an Schulen umgesetzt. Auch in Deutschland wird die Debatte, angeregt durch den hessischen Bildungsminister, intensiver geführt. Die UNESCO empfiehlt sogar ein generelles Verbot von Mobiltelefonen im Schulbereich. Als Gründe werden unter anderem Ablenkung im Unterricht, Cybermobbing, negative Auswirkungen auf die Psyche und sinkende schulische Leistungen genannt.
Eine Übersichtsstudie der Universität Augsburg, über die unter anderem der Bayerische Rundfunk (BR) und die Tagesschau berichten, untermauert die positiven Effekte von Smartphoneverboten. Die Augsburger Wissenschaftler analysierten fünf umfangreiche Studien aus verschiedenen europäischen Ländern und kamen zu dem Schluss, dass ein Verbot messbar positive Auswirkungen auf das soziale Wohlbefinden und die Lernleistungen der Schüler hat. Laut BR verbessert sich das soziale Klima, da Smartphones Konflikte, wie beispielsweise Cybermobbing, tendenziell verschärfen. Auch die Lernleistung steigt, da die ständige Erreichbarkeit und die Verlockung der sozialen Medien die Konzentration beeinträchtigen. Der SWR verweist ebenfalls auf die im Fachjournal "Education Sciences" erschienene Studie der Universität Augsburg und argumentiert ähnlich.
Der Schulpädagoge Klaus Zierer von der Universität Augsburg betont im MDR allerdings, dass ein Verbot allein nicht ausreicht. Es müsse durch pädagogische Maßnahmen ergänzt werden, die den Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie vermitteln. Zierer schlägt vor, Smartphones in den unteren Klassenstufen zu verbieten und die Nutzung in höheren Klassenstufen schrittweise und begleitet zu erlauben, um die Medienkompetenz zu fördern. Das Deutsche Schulportal, das die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 zur Handynutzung auswertet, gibt ähnliche Empfehlungen. Die Studie zeigt, dass Schüler, die ihre Handys im Unterricht ausschalten, bessere Leistungen erbringen. Das Portal unterstreicht die Bedeutung der Medienbildung, um Schüler für die Risiken der Handynutzung zu sensibilisieren.
Trotz der positiven Effekte sind Smartphoneverbote in der Praxis schwierig umzusetzen. Lehrer-News berichtet, dass es in Deutschland kein bundesweites Gesetz zum Handyverbot an Schulen gibt. Die Regelung erfolgt in jedem Bundesland individuell. Die FAZ beschreibt die Schwierigkeiten der Schulen bei der Durchsetzung von Verboten. Die Kontrolle der Handynutzung ist aufwendig und kann zu Konflikten zwischen Lehrkräften und Schülern führen. Die Bundesschülerkonferenz spricht sich laut Focus Online gegen generelle Verbote aus und plädiert für eine verstärkte Medienbildung. Experten wie Benjamin Thull von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg halten Verbote sogar für kontraproduktiv und betonen die Rolle der Schule als Ort der Medienkompetenzvermittlung.
Die Diskussion um Smartphoneverbote an Schulen ist komplex. Es gibt sowohl Argumente dafür als auch dagegen. Die Herausforderung liegt darin, einen Weg zu finden, der die Vorteile der digitalen Bildung nutzt und gleichzeitig die negativen Auswirkungen der Smartphone-Nutzung minimiert. Ein generelles Verbot mag effektiv sein, eingeschränkt aber auch die Rechte der Schüler und kann die Entwicklung ihrer Medienkompetenz hemmen. Ein differenzierter Ansatz mit pädagogischer Begleitung und der Förderung von Medienkompetenz erscheint daher sinnvoller.
Quellen: