Nach Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sind umfangreiche Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen angelaufen. Wie der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher mitteilte, fuhren am Sonntag insgesamt 630 Lastwagen mit humanitären Gütern in das Palästinensergebiet ein. Davon brachten 300 Lkw dringend benötigte Hilfsgüter in den besonders stark zerstörten Norden des Gazastreifens.
Laut Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds schickte Ägypten am zweiten Tag der Waffenruhe rund 350 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen, darunter 15 Lkw mit Treibstoff. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, passierten die Transporte den von Israel kontrollierten Grenzübergang Kerem Schalom. In der Nähe des ägyptischen Grenzübergangs Rafah stehen dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge mehr als 3.000 Lkw bereit, um weitere Hilfsgüter nach Gaza zu bringen.
Der Golfstaat Katar kündigte an, in den ersten zehn Tagen der Waffenruhe täglich 1,25 Millionen Liter Treibstoff in den Gazastreifen zu liefern. Wie das katarische Außenministerium mitteilte, sollen insgesamt 12,5 Millionen Liter Benzin geliefert werden, vor allem um "Strom für Krankenhäuser und Vertriebenenunterkünfte" bereitzustellen.
Wie der Deutschlandfunk unter Berufung auf die Vereinten Nationen berichtete, erreichten am Sonntag insgesamt mehr als 630 Lastwagen mit humanitären Gütern den Gazastreifen. UN-Nothilfekoordinator Fletcher betonte: "Nach 15 Monaten Krieg ist der Bedarf an humanitärer Hilfe enorm." Laut WFP-Vizechef Carl Skau versuche man, "so schnell wie möglich eine Million Menschen zu versorgen".
Allerdings stellen nach Angaben Fletchers die Trümmer der zerbombten Gebäude und Munitionsreste ein ernstes Hindernis für die Transporte dar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihre Partner wollen während der Waffenruhe versuchen, Teile des Gesundheitssystems im Gazastreifen wieder funktionstüchtig zu machen. Wie die WHO mitteilte, sei nur die Hälfte der Krankenhäuser in Gaza teilweise arbeitsfähig, fast alle Kliniken seien zerstört oder beschädigt.
Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas war am Sonntagvormittag in Kraft getreten und soll zunächst für sechs Wochen gelten. Im Rahmen des Abkommens wurden bisher drei israelische Geiseln von der Hamas freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 90 palästinensische Gefangene aus der Haft. In den kommenden Wochen sollen weitere Geiseln und Gefangene ausgetauscht werden.
Wie der Stern berichtete, machten sich wenige Stunden nach Beginn der Waffenruhe bereits tausende Palästinenser auf den Weg zurück in ihre Häuser. Die Hamas kündigte einen Wiederaufbau des Gazastreifens an. Allerdings warnte Israels Außenminister Gideon Saar im US-Sender CNN vor einem vorzeitigen Scheitern der Waffenruhe. "Es ist kein Automatismus, von einer Phase in die nächste überzugehen", sagte er.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, bezeichnete das Abkommen mit der Hamas im ZDF-Morgenmagazin als "Pakt mit dem Teufel". Dennoch sei es "ein guter Anfang" und ein wichtiger Schritt, um die israelischen Kriegsziele zu erreichen, so Prosor.
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