19.10.2024
Hitze in den Städten: Herausforderungen und Lösungen für ein gesundes urbanes Umfeld

Studie der Umwelthilfe: Städtische „Hitze-Höllen“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat in einer aktuellen Studie alarmierende Ergebnisse über die städtische Hitzeentwicklung in Deutschland veröffentlicht. Die Untersuchung zeigt, dass viele Städte ihre Bewohner nicht ausreichend vor den steigenden Temperaturen im Sommer schützen. Ein zentrales Problem ist die unzureichende Begrünung und die zunehmende Flächenversiegelung, die in vielen urbanen Gebieten vorherrscht. Dies führt dazu, dass sich Städte zu sogenannten „Hitze-Höllen“ entwickeln, in denen die Temperaturen signifikant höher sind als in weniger versiegelten Gebieten.

Die DUH hat für ihren „Hitze-Check“ Satellitendaten ausgewertet und die Flächenversiegelung sowie die Grünausstattung von 190 Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern verglichen. Das Ergebnis ist besorgniserregend: 24 Städte wurden in beiden Kategorien als unzureichend eingestuft und erhielten somit eine „rote Karte“. Weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer der beiden Kategorien schlecht ab. Im Gegensatz dazu vergab die DUH 84 „grüne Karten“ an Städte, die im Vergleich zu anderen relativ wenig versiegelt sind und über ein ausreichendes Maß an Grünflächen verfügen.

Schlechteste Ergebnisse im Süden Deutschlands

Die Analyse ergab, dass insbesondere im Süden Deutschlands viele Städte schlecht abschnitten. Städte wie Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz), Heilbronn (Baden-Württemberg), Regensburg (Bayern), Worms und Mainz (beide Rheinland-Pfalz), Ludwigsburg (Baden-Württemberg) sowie Ingolstadt (Bayern) verzeichnen eine hohe Flächenversiegelung und ein geringes Maß an Grünvolumen. Dies führt dazu, dass diese Städte besonders anfällig für sommerliche Hitzewellen sind.

Vorbildliche Städte in der Untersuchung

Im Gegensatz dazu wurden einige Städte als Vorbilder für eine gesunde städtische Umwelt identifiziert. Detmold, Ratingen (beide Nordrhein-Westfalen), Potsdam (Brandenburg), Jena (Thüringen) und Hattingen (NRW) erhielten positive Bewertungen für ihre vergleichsweise gute Grünausstattung und niedrige Versiegelung. Auch Berlin schnitt mit Platz 21 in der Gesamtbewertung relativ gut ab und übertraf damit Städte wie Hamburg, München oder Frankfurt.

Die Bedeutung von Grünflächen

Die DUH betont, dass im Kontext des Klimawandels Grünflächen und unversiegelte Böden, wo Wasser versickern kann, von entscheidender Bedeutung sind. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass nicht alle Grünflächen gleichwertig sind. Insbesondere große Bäume, Büsche und Wiesen haben einen viel stärkeren kühlenden Effekt als einfache Rasenflächen. Die Organisation hebt hervor, dass große Bäume einen besonders starken Einfluss auf die Temperaturregulierung in urbanen Gebieten haben.

Forderungen der Deutschen Umwelthilfe

Auf Basis der Ergebnisse fordert die DUH die Bundesregierung auf, bundesweite Standards für die Begrünung von städtischen Flächen, wie etwa Schulhöfen, zu etablieren. Barbara Metz, die Bundesgeschäftsführerin der DUH, äußerte sich dazu und erklärte: „Wir brauchen rechtlich verbindliche Ziele, um die Flächenversiegelung in Deutschland bis spätestens 2035 zu stoppen.“ In Zeiten der Klimakrise sei es unerlässlich, dass Städte über unversiegelte Böden verfügen, um Wasser versickern zu lassen und somit die negative Auswirkungen von Hitzewellen abzumildern.

Aktuelle Trends in der Flächenversiegelung

Die Studie zeigt auch, dass in Deutschland täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt werden. Dies entspricht einer jährlichen Fläche, die der Größe der Stadt Hannover entspricht. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend, da der Verlust großer Bäume und die Verdichtung von urbanen Räumen die Kühleffekte in Städten erheblich beeinträchtigen. Baumlose Grünflächen haben einen zwei- bis viermal geringeren Kühleffekt als solche, die von Bäumen gesäumt sind.

Gesundheitliche Auswirkungen der Hitze

Die gesundheitlichen Risiken, die mit einer hohen Flächenversiegelung und dem Mangel an Grünflächen verbunden sind, sind erheblich. Frank Winkler, stellvertretender Leiter der vdek-Landesvertretung für das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg, betont die Notwendigkeit von Erholungsorten in städtischen Gebieten, um ein gutes Mikroklima und saubere Luft zu gewährleisten. „Menschen brauchen Erholungsorte in ihrem engsten Lebensumfeld. Dazu braucht es in unseren Städten mehr Platz für Grünflächen“, so Winkler.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse der Studie der Deutschen Umwelthilfe einen klaren Handlungsbedarf aufzeigen. Die Anfälligkeit vieler deutscher Städte für die Folgen des Klimawandels, insbesondere in Form von Hitzewellen, ist alarmierend. Die Forderung nach mehr Grünflächen und weniger Beton ist nicht nur eine Umweltfrage, sondern auch eine gesundheitliche Notwendigkeit. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die städtischen Räume in Deutschland lebenswert und klimafreundlich zu gestalten.

Die Herausforderungen sind groß, doch mit gezielten Maßnahmen und einer verstärkten Sensibilisierung für die Bedeutung von städtischem Grün können Städte zu lebenswerten Orten der Erholung und Nachhaltigkeit entwickelt werden. Die Deutsche Umwelthilfe wird weiterhin darauf drängen, dass die entsprechenden politischen Maßnahmen ergriffen werden, um die negativen Trends in der Flächenversiegelung umzukehren und die Lebensqualität in deutschen Städten zu verbessern.

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