October 2, 2024
Steigende Butterpreise: Herausforderungen für Verbraucher und Landwirte

Der verregnete Sommer in Deutschland könnte auch an Weihnachten noch auf den Geldbeutel schlagen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, ist der Butterpreis wieder auf Rekordhöhe geklettert und hat teilweise den Stand des Jahres 2022 nach dem russischen Überfall auf die Ukraine erreicht. Damals waren die Lebensmittelpreise, darunter auch der Butterpreis, stark gestiegen.

Für ein 250-Gramm-Stück Butter muss man derzeit oft mehr als zwei Euro bezahlen, selbst beim Discounter. Das liegt laut Günter Berz-List, Geschäftsführer der größten hessischen Molkerei Schwälbchen, vor allem am Preis für Rohmilch und deren Qualität. „Dass es im Herbst etwas weniger Milch auf dem Markt gebe, sei normal. Unüblich sei aber der Fettgehalt der Rohmilch: Er liege aktuell nur bei 3,9 Prozent, in der Vergangenheit waren es bis zu 0,3 Prozent mehr“, so Berz-List gegenüber der F.A.Z.. „Das sorgt dafür, dass das Milchfett knapp ist.“ Da in der typischen Deutschen Markenbutter mindestens 82 Prozent Milchfett stecken, fallen schon kleine Schwankungen beim Fettgehalt der Rohmilch ins Gewicht.

Doch warum ist die Milch in diesem Jahr dünner? Karsten Schmal, Vorsitzender der Landesvereinigung für Milch und Milcherzeugnisse Hessen und selbst Milchbauer, sieht den Hauptgrund im Futter: „Das seit Mai in mehreren Schnitten geerntete Gras sei reichlich gewachsen, aber häufig bei Regen und ohne Sonne, weswegen es weniger nährstoffreich sei. Gleiches gelte für den Mais. Dementsprechend steckten dann auch in der Milch weniger Fett und Eiweiße. Mit Zusatzfutter lasse sich das nicht völlig ausgleichen.“

Ein weiterer Grund für den geringen Fettgehalt der Milch ist die Blauzungenkrankheit, die derzeit viele Rinderherden befällt. Erkrankte Kühe leiden unter Fieber, werden träge und fressen und saufen weniger. Das wirkt sich sowohl auf den Milchertrag als auch auf den Fettgehalt der Milch aus. Die meisten Landwirte haben ihre Tiere inzwischen impfen lassen und hoffen, dass die Epidemie bald vorüber ist.

Einige Marktbeobachter sehen einen weiteren Grund für den steigenden Butterpreis im derzeit hohen Milchpreis. Für die Milchbauern ist das Geschäft nach vielen Jahren mit Niedrigstpreisen wieder recht rentabel. Der Erzeugerpreis, den sie von den Molkereien für den Liter Milch bekommen, liegt derzeit bei knapp unter 50 Cent. Da es sich im Moment lohnt, möglichst viel Milch zu verkaufen, werden die Kühe häufiger gemolken. Das führt allerdings dazu, dass die Milch etwas weniger fetthaltig ist.

Auch die Hitzewellen in diesem Sommer haben die Milchproduktion in Europa beeinträchtigt. Kühe sind hitzeempfindlich und fühlen sich bei Temperaturen um die zehn Grad am wohlsten. Bei anhaltend hohen Temperaturen drosseln sie ihre Milchproduktion.

Landwirte, Lebensmittelindustrie und Handel gehen davon aus, dass der Butterpreis weiter steigen wird. „Das Backen an Weihnachten wird auf jeden Fall teurer“, sagte Berz-List der F.A.Z.. Die Preise für Butter würden zwischen Einzelhandel und Molkereien monatlich neu ausgehandelt. „Wir haben in diesem Jahr also noch eine oder sogar zwei Preisrunden vor uns.“

Die Branchenverbände haben den Preisanstieg bereits frühzeitig vorhergesagt. Im Großhandel sind die Preise für Rahm und Butter schon seit Monaten gestiegen. Dass der Einzelhandel das übliche Stück Butter noch regelmäßig für unter zwei Euro anbietet, „spiegelt nicht die Marktsignale wider“, so Berz-List. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zahlten Verbraucher im August 2024 für Butter bereits 41 Prozent mehr als noch im Jahr 2020.

Die Preise für Milch und andere Milchprodukte sind im Supermarkt bisher noch nicht so stark gestiegen. Das liegt laut F.A.Z. vor allem daran, dass der Einzelhandel die Preise mit seinen Lieferanten nur halbjährlich neu aushandelt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Molkereien und Hersteller ihre gestiegenen Einkaufspreise für Milch bei der nächsten Verhandlungsrunde an den Handel weitergeben werden. Milch, Schmand, Sahne, Quark und Co. dürften dem Trend des Butterpreises also mit einiger Verzögerung folgen. Bei einigen Käsesorten, die ebenfalls einen hohen Fettanteil haben, ist der Preisanstieg bereits zu beobachten.

Ob die Butter nach Weihnachten wieder billiger wird, ist fraglich. Zwar dürfte die Nachfrage nach dem Ende der Weihnachtsbäckerei etwas zurückgehen. Marktbeobachter rechnen aber nicht damit, dass Milch und Milchprodukte in absehbarer Zeit wieder deutlich günstiger werden. „Wenn ein Rohstoff knapp ist, wird er im Geschäft teuer“, erinnert Bauernpräsident Schmal. Europaweit haben seit der Jahrtausendwende viele Milchviehbetriebe aufgegeben. Allein in Deutschland ist der Milchviehbestand in den vergangenen sechs Jahren um 700.000 Tiere zurückgegangen. „Milch ist ein knappes Gut geworden“, so Schmal.

Quelle: F.A.Z.

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