In Stilfontein, einer ehemaligen Goldgräberstadt westlich von Johannesburg, hält ein dramatischer Vorfall seit Wochen die Öffentlichkeit in Atem. Hunderte, vielleicht sogar Tausende illegale Goldschürfer, sogenannte „Zama Zamas“ (was laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) so viel wie „sein Glück versuchen“ oder „ein Risiko eingehen“ bedeutet), sitzen in einer stillgelegten Mine fest. Die Polizei versucht mit einer groß angelegten Aktion, die Männer an die Oberfläche zu bringen. Das Vorgehen ist jedoch kontrovers und enthüllt ein System, das Züge moderner Sklaverei trägt.
Die grausamen Bedingungen unter Tage schilderte ein Zama Zama namens Walter (Name geändert) in einem Interview mit dem Johannesburger Radiosender 702: „Die Bedingungen dort unten sind schlecht, die Leute verlieren den Verstand, die Haut verändert sich, man wird krank durch die Hitze. Aber wenn man einmal unten ist, gibt es kein Zurück mehr.“ Diese Aussage verdeutlicht die verzweifelte Situation der Männer, die in der Hoffnung auf schnelles Geld in die Mine eingestiegen sind.
Um die Eingeschlossenen zum Aufgeben zu bewegen, hat die Polizei die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten unterbunden. Wie die F.A.Z. berichtet, haben seit August über 1200 Zama Zamas, darunter auch ein 14-Jähriger, die Mine verlassen. Die meisten stammen aus Mosambik, Simbabwe und Lesotho. Menschenrechtsorganisationen und Kirchenvertreter üben scharfe Kritik an dem Vorgehen der Behörden.
Die Regierung verteidigte ihr Handeln zunächst. Eine Ministerin im Präsidialamt argumentierte, es sei nicht die Aufgabe der Regierung, „Kriminellen zu helfen“. Man wolle sie „ausräuchern“. Außerdem sei es für die Polizei zu gefährlich, die Mine zu betreten. Inzwischen hat sich der Tonfall geändert. Ein dreistufiger Plan zur Rettung der Bergleute wurde angekündigt. Der für Sicherheit zuständige Regionalminister Wessels Morweng erklärte, der Schacht sei stabilisiert und die Lage unter Tage mit Kameras und anderen Geräten erkundet worden. Die Bergung der Arbeiter soll nun beginnen.
Berichte von bereits aufgetauchten Zama Zamas zeichnen ein düsteres Bild. Demnach werden einige Arbeiter unter Tage mit Waffengewalt festgehalten und sind möglicherweise zu schwach, um die Mine selbstständig zu verlassen. Eine Leiche wurde bereits geborgen. Angehörige appellieren an die Behörden, die Bergleute zu retten, selbst wenn sie im Anschluss verhaftet würden.
Die Situation in Stilfontein beleuchtet die Schattenseiten des Goldbergbaus in Südafrika. Hoffnungslosigkeit und Armut treiben viele Menschen in die Illegalität. Die Zama Zamas riskieren ihr Leben für die Chance auf ein besseres Leben und sind gefangen in einem System mit Merkmalen moderner Sklaverei.
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