18.11.2024
Igelkrise in Bayerns Tierheimen
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Igel-Notstand in bayerischen Tierheimen

Die Tierheime in Bayern stehen vor einer beispiellosen Herausforderung: Ein ungewöhnlich hoher Ansturm von hilfsbedürftigen Igeln hat zu einem Aufnahmestopp in mehreren Einrichtungen geführt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sind die Tierheime in Nürnberg, Augsburg und München, dem größten Tierheim Süddeutschlands, bereits an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt.

Die aktuelle Igel-Saison hat „alle Erwartungen“ übertroffen, so die dpa. Bis Mitte November wurden in München bereits über 1.000 Igel aufgenommen – eine Zahl, die alle bisherigen Rekorde bricht. Zum Vergleich: In der gesamten Wintersaison 2023/24 hatte das Münchner Tierheim knapp 2.000 Igel versorgt.

Überlastung der Pfleger und fehlende Ressourcen

Eva-Maria Natzer, Leiterin des Münchner Tierheims, erklärte gegenüber der dpa, dass die Einrichtung mit der Situation überfordert sei. Täglich würden zwanzig bis dreißig Igel in der Wildtierstation abgegeben. „Weder können wir weitere Gehege oder Boxen stellen, noch können unsere PflegerInnen zusätzliche Igel versorgen“, ergänzte Abteilungsleiter Jacek Nitsch, laut dpa.

Die Meldung über den Aufnahmestopp kommt nur kurz nachdem der Europäische Igel im Oktober 2024 international als potenziell gefährdet eingestuft wurde. Diese Entwicklung verdeutlicht die prekäre Lage der Igelpopulation, wie das Münchner Tierheim in einer Mitteilung betonte.

Unterernährung, Krankheiten und Verletzungen

Die in den Tierheimen abgegebenen Igel sind laut dpa häufig unterernährt, krank, schwach oder verletzt und hätten ohne menschliche Hilfe kaum eine Chance, den Winter zu überleben. Das Ausmaß der Notlage liege „weit jenseits des gewohnten Tierschutz-Alltags“, so Natzer gegenüber dpa.

Auch das Augsburger Tierheim meldete auf Instagram volle Kapazitäten. Ähnlich äußerte sich das Nürnberger Tierheim auf seiner Homepage: „Leider müssen wir aktuell einen Aufnahmestopp für Igel ausrufen. Wir sind voll und haben keinerlei Kapazität mehr, weitere Igel aufzunehmen.“

Klimawandel und Insektensterben als Ursachen

Tierschützer sehen den Klimawandel, den Mangel an geeigneten Lebensräumen und das Insektensterben als Hauptursachen für die Notlage der Igel, die sich hauptsächlich von Insekten ernähren.

Appell an Tierfreunde: Igel zu Hause aufpäppeln

Das Münchner Tierheim appelliert an Tierfreunde, gefundene Igel nach Möglichkeit selbst zu Hause aufzuziehen. Für die Erstversorgung und Entwurmung können die Tiere in die Wildtierstation des Tierheims gebracht werden, müssen anschließend aber wieder mitgenommen und zu Hause versorgt werden. Als geeignetes Futter empfiehlt das Tierheim Katzenfutter mit hohem Fleischanteil. Körnermischungen, die im Tierhandel als Igelfutter angeboten werden, seien hingegen ungeeignet, da Igel als Insektenfresser tierisches Protein benötigen, so die dpa.

Mangelernährung schwäche das Immunsystem der Tiere und führe zu Parasitenbefall. Zusätzlich gefährdeten Laubsauger, Mähroboter und der Straßenverkehr die Igelpopulation.

Quellen:

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