19.10.2024
Imame in Deutschland: Ausbildung für eine bessere Integration

Islamismus-Debatte: Holetschek: Imame sollen in Deutschland ausgebildet werden

In der aktuellen Debatte um den Islamismus in Deutschland hat Klaus Holetschek, der Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, eine klare Position bezogen. Er fordert, dass muslimische Imame künftig nur dann in Deutschland Seelsorge betreiben dürfen, wenn sie auch in Deutschland ausgebildet wurden. Diese Forderung zielt darauf ab, den Einfluss ausländischer Imame, die häufig nicht in Deutschland ausgebildet sind, zu begrenzen und die Ausbildung von Imamen in der Bundesrepublik zu fördern.

Derzeit sind in den deutschen Moscheen viele islamische Seelsorger tätig, die ihre Ausbildung im Ausland erhalten haben. Holetschek betont, dass es notwendig sei, Ausbildungstransparenz und Standards zu schaffen, die sich an den Werten der deutschen Verfassung orientieren. „Aktuell wird ein Großteil der in Deutschland tätigen Imame aus dem Ausland entsendet. Wir brauchen Ausbildungstransparenz und Standards, die sich an unseren Werten ausrichten!“, so Holetschek.

Aktuelle Situation der Imam-Ausbildung in Deutschland

Die Ausbildung von Imamen in Deutschland ist ein komplexes Thema. Derzeit gibt es nur eine grundlegende Imam-Ausbildung, die am Islamkolleg in Osnabrück angeboten wird. Im vergangenen Jahr haben dort die ersten 26 Imame ihre Ausbildung abgeschlossen. In Bayern gibt es an der Universität Erlangen einen Bachelorstudiengang in „Islamisch-religiösen Studien“, der jedoch nicht zu einer offiziellen Imam-Ausbildung führt. Über eine mögliche Ausweitung der Ausbildungsangebote wird jedoch diskutiert.

Die Bundesregierung hat bereits Schritte unternommen, um den Einfluss ausländischer Imame zu reduzieren. Ein Abkommen mit der Türkei sieht vor, dass jährlich 100 Imame in Deutschland ausgebildet werden, die dann schrittweise die staatlich entsandten Seelsorger ablösen sollen. Holetschek fordert, dass jeder Imam, der in Deutschland arbeiten möchte, auch hier ausgebildet werden muss.

Kritik an der aktuellen Praxis

Die Forderungen von Holetschek stoßen jedoch nicht nur auf Zustimmung. Kritiker argumentieren, dass die Ausbildung von Imamen in Deutschland nicht nur eine staatliche Angelegenheit sein sollte. Viele Islam-Organisationen betonen, dass sich der Staat aus der Ausbildung von Seelsorgern heraushalten sollte. Die muslimischen Gemeinden in Deutschland haben oft Schwierigkeiten, die Gehälter ihrer Imame zu zahlen, wenn diese nicht aus dem Ausland finanziert werden.

Ein weiteres Problem ist die fehlende Hierarchie im Islam. Im Gegensatz zur Römisch-Katholischen Kirche gibt es keine verbindlichen Ansprechpartner für deutsche Behörden, die über ihre eigene Region oder Religionsströmung hinaus verhandeln könnten. Die Strukturen des türkischen Islams unterscheiden sich erheblich von denen in anderen islamischen Ländern, wie Afghanistan oder den nord- und ostafrikanischen Staaten.

Die Rolle des Staates und der Religionsgemeinschaften

Holetschek betont, dass es wichtig sei, die akademische und geistliche Ausbildung von Imamen in Deutschland unter Wahrung der Religionsfreiheit und der Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften zu gestalten. „Der Bund agiert auf den politischen Islamismus bisher planlos. Fest steht: Wir müssen unter Wahrung der Religionsfreiheit und der Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften alle staatlichen Anstrengungen darauf ausrichten, die akademische und geistliche Ausbildung von Imamen in Deutschland vorzunehmen“, erklärt er.

Die Diskussion über die Ausbildung von Imamen in Deutschland steht im Kontext einer breiteren Debatte über den politischen Islam und dessen Einfluss auf die Gesellschaft. Viele sehen in der Ausbildung von Imamen eine Möglichkeit, extremistische Strömungen zu bekämpfen und die Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft zu fördern.

Fazit

Die Forderung von Klaus Holetschek, dass Imame in Deutschland ausgebildet werden sollen, ist Teil einer größeren Diskussion über den Umgang mit dem politischen Islam und den Herausforderungen, die sich aus der Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft ergeben. Die Umsetzung dieser Forderung wird jedoch von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich der Bereitschaft der muslimischen Gemeinschaften, sich an einer solchen Ausbildung zu beteiligen, und der finanziellen Unterstützung durch den Staat.

Die Debatte um die Ausbildung von Imamen wird weiterhin ein zentrales Thema in der politischen Diskussion über den Islam in Deutschland bleiben, da sie sowohl die religiöse als auch die gesellschaftliche Dimension der Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft berührt.

Quellen: ZEIT ONLINE, dpa

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