31.10.2024
Inflation im Euroraum erreicht Zwei-Prozent-Marke Diskussion um weitere EZB-Zinsschritte
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Die Inflation im Euroraum erreicht zwei Prozent

Die Inflationsrate im Euroraum ist im Oktober auf 2,0 Prozent gestiegen. Das teilte das europäische Statistikamt Eurostat in Luxemburg mit, nach einer ersten Schätzung. Im September lag die Rate noch bei 1,7 Prozent. Dieser Anstieg spiegelt einen Trend wider, der auch in Deutschland zu beobachten ist, wie die FAZ berichtet (FAZ.NET).

Ein wesentlicher Faktor für den Anstieg der Inflationsraten in diesem Herbst ist der sogenannte statistische Basiseffekt. Wie die FAZ erläutert, waren die Energiepreise im September des Vorjahres vergleichsweise hoch. Im Gegensatz dazu fielen sie im September dieses Jahres günstiger aus, was die Inflationsrate im September gedrückt hat. In den Monaten Oktober, November und Dezember des Vorjahres sanken die Energiepreise jedoch deutlich. Daher beeinflussen sie die aktuelle Inflationsrate weniger und könnten sie sogar wieder in die Höhe treiben.

Neben dem Basiseffekt bei den Energiepreisen ist auch eine anhaltend hohe Teuerung bei Dienstleistungen zu beobachten. Während zuvor vor allem die Preise für Tourismusdienstleistungen, insbesondere in Südeuropa, gestiegen waren, verteuern sich nun vermehrt Versicherungsdienstleistungen, vor allem in Nordeuropa. Dies sind zum Teil Folgeeffekte: Steigende Preise in Autowerkstätten führen beispielsweise zu höheren Versicherungsprämien. Ähnliche Effekte zeigen sich im Gesundheitswesen und in der Pflege. Viele Dienstleistungspreise steigen auch aufgrund zuvor angehobener Löhne, die wiederum eine Reaktion auf die hohe Inflation der Vergangenheit darstellen.

Zwischen den einzelnen Euroländern gibt es Unterschiede in der Inflationsentwicklung. In Deutschland stieg die Inflationsrate nach dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der für internationale Vergleiche verwendet wird, stärker als nach dem nationalen Verbraucherpreisindex (VPI). Sie kletterte von 1,8 Prozent im September auf 2,4 Prozent im Oktober, ein Anstieg um ein Drittel. In Frankreich stieg die Inflationsrate ebenfalls, blieb aber unter zwei Prozent, von 1,4 Prozent im September auf 1,5 Prozent im Oktober. Die Dienstleistungsinflation in Frankreich lag bei 2,2 Prozent und damit deutlich unter dem deutschen Wert. Auch in Spanien zog die Inflationsrate wieder an, von 1,7 Prozent im September auf 1,8 Prozent im Oktober. Das spanische Statistikamt INE führte dies hauptsächlich auf höhere Kraftstoffpreise sowie gestiegene Strom- und Gaskosten zurück.

Die Europäische Zentralbank (EZB) beobachtet die aktuellen Inflationsdaten genau und will im Dezember „datenabhängig“ über weitere Zinsschritte entscheiden, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde ankündigte. Der Ökonom Holger Schmieding, zitiert von der FAZ, sieht in der anhaltenden Inflation im Dienstleistungssektor, in dem Lohnkosten eine große Rolle spielen, ein Warnsignal für die EZB und rät von übermäßigen Zinssenkungen ab. Im EZB-Rat gibt es unterschiedliche Meinungen über das weitere Vorgehen im Dezember. Konstantin Veit vom Anleiheinvestor Pimco merkte an, dass die Inflation nicht mehr weit vom Zielwert entfernt sei und daher mehr Meinungsverschiedenheiten im EZB-Rat zu erwarten seien.

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sprach sich für einen vorsichtigen Zinskurs aus und sieht den Kampf gegen die Inflation noch nicht als gewonnen. Sie warnte davor, das neutrale Zinsniveau zu unterschreiten, das die Wirtschaft weder bremst noch ankurbelt. Diese Aussage steht im Gegensatz zu Überlegungen des italienischen EZB-Ratsmitglieds Fabio Panetta, die Zinsen möglicherweise auf ein Niveau zu senken, das niedrig genug ist, um die Wirtschaft zu stimulieren. Bundesbankpräsident Joachim Nagel mahnte ebenfalls zur Zurückhaltung. EZB-Präsidentin Lagarde erklärte in einem Interview mit der Zeitung „Le Monde“, dass das Inflationsziel in Sicht sei, die Inflation aber noch nicht besiegt sei. Sie erwartet, dass die Inflation im kommenden Jahr das Ziel von zwei Prozent nachhaltig erreichen wird, sofern es keine größeren Schocks gibt.

An den Finanzmärkten schwanken die Erwartungen für die EZB-Dezembersitzung zwischen einer Zinssenkung um 0,25 und 0,5 Prozentpunkte. Viele Ökonomen halten derzeit einen Schritt um 0,25 Prozentpunkte für wahrscheinlicher.

Quellen:

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