In einem unscheinbaren Grabhügel nahe Riedlingen im Landkreis Biberach haben Archäologen einen Fund von außergewöhnlicher Bedeutung gemacht: eine vollständig erhaltene Grabkammer aus der Keltenzeit. Der Fundort liegt in unmittelbarer Nähe zur Heuneburg, die als eine der wichtigsten Fundstätten der Kelten in Mitteleuropa gilt und als älteste frühstädtische Siedlung nördlich der Alpen bekannt ist. Wie das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg mitteilte, handelt es sich bei der Grabkammer um eine "spektakuläre Entdeckung" und eine "archäologische Rarität".
Die Grabkammer, die auf das Jahr 585 vor Christus datiert werden konnte, wurde aus massiven Eichenhölzern errichtet und ist vier mal fünf Meter groß. Nach Angaben von Landesarchäologe Dirk Krausse ist es erst das zweite Mal, dass eine solche Kammer in Mitteleuropa gefunden wurde. Der erste Fund dieser Art gelang 1890 in Villingen im Schwarzwald.
Besonders bemerkenswert ist der gute Zustand der Grabkammer. "Die dicken Eichenstämme der Decke und die Konstruktion haben sich in dem lehmigen Boden gut erhalten", erklärte Krausse gegenüber dem SWR. Um die fragilen Hölzer zu schützen, wurden sie unmittelbar nach der Freilegung in ein chemisches Bad gelegt und anschließend in die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes in Fellbach gebracht. Dort werden sie nun in einem aufwendigen Verfahren gefriergetrocknet, um sie dauerhaft zu konservieren. Dieser Prozess wird etwa drei Jahre in Anspruch nehmen.
Die Grabkammer wurde zwar bereits in der Antike geplündert, dennoch erhoffen sich die Archäologen durch die dendrochronologische Untersuchung der Jahresringe der Eichenbalken weitere Erkenntnisse über die Datierung und die damalige Bauweise. Ein Artefakt aus der Kammer konnte bereits auf das Jahr 585 vor Christus datiert werden. Dieses Datum ist für die Forscher von besonderem Interesse, da auch das 2010 entdeckte Fürstinnengrab am Bettelbühl bei der Heuneburg auf das Jahr 583 vor Christus datiert wurde. Zehn Jahre später wurde nur wenige Meter entfernt ein weiteres Fürstengrab entdeckt. Der Fund in Riedlingen könnte darauf hindeuten, dass die keltische Oberschicht ihre Toten nicht nur in unmittelbarer Nähe der Heuneburg bestattete, sondern auch an anderen Orten in der Region.
Die Entdeckung der Grabkammer wirft neue Fragen nach der Siedlungsstruktur der Kelten in der Region auf. Die Lage des Fundortes in der Nähe der Donau lässt vermuten, dass die Wasserwege eine wichtige Rolle im Leben der Kelten spielten und die verschiedenen Siedlungen miteinander verbanden.
Die archäologischen Arbeiten an der Fundstelle dauern an. Die Forscher erhoffen sich weitere Erkenntnisse über das Leben und die Kultur der Kelten in Süddeutschland.
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