19.10.2024
Kraftwerk Wedel bleibt länger aktiv aufgrund der Verzögerungen im Energiepark Hafen

Wärmewende: Kraftwerk Wedel muss länger am Netz bleiben

Das Kohleheizkraftwerk Wedel, das eine zentrale Rolle in der Wärmeversorgung des Hamburger Westens spielt, wird länger in Betrieb bleiben müssen als ursprünglich geplant. Die Verzögerungen beim Bau des neuen Energieparks Hafen, der das in die Jahre gekommene Kraftwerk ablösen soll, sind der Hauptgrund für diese Entscheidung. Christian Heine, Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke, bestätigte, dass die Bauarbeiten derzeit um etwa vier Monate hinter dem Zeitplan liegen.

Ursprünglich war vorgesehen, dass das Kraftwerk Wedel Ende 2025 in den Reservebetrieb übergeht. Dieser Schritt ist nun nicht mehr möglich, da die neue Anlage für die Wärmeversorgung in der Heizperiode 2025/2026 zunächst störungsfrei in Betrieb genommen werden muss. Heine erklärte, dass die Übernahme der Wärmeversorgung durch den neuen Energiepark Hafen nicht rechtzeitig erfolgen kann, was bedeutet, dass Wedel weiterhin Wärme liefern muss, bis die neue Anlage betriebsbereit ist.

Hintergrund der Verzögerungen

Die Verzögerungen beim Bau des Energieparks Hafen sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Ein zentraler Aspekt ist der Bau eines Fernwärmetunnels, der unter der Elbe verläuft und die Wärme vom neuen Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) zu den Verbrauchern im Hamburger Westen transportieren soll. Bei den Bauarbeiten kam es zu unvorhergesehenen Problemen, die die Fertigstellung des Tunnels verzögerten. Diese Verzögerungen haben direkte Auswirkungen auf den Zeitplan für die Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks.

Der Tunnel, der eine Länge von etwa 1,2 Kilometern hat, wird nun voraussichtlich erst im Juli 2025 fertiggestellt sein. Dies bedeutet, dass der Probebetrieb der neuen GuD-Anlage ebenfalls verschoben werden muss. Heine betonte, dass die Sicherheit des Hochwasserschutzes vor der Fortsetzung der Tunnelarbeiten gewährleistet werden musste, was zu weiteren Verzögerungen führte.

Folgen für die Wärmeversorgung

Die verlängerte Laufzeit des Kraftwerks Wedel hat auch Auswirkungen auf die Fernwärmekunden in Hamburg. Das Kraftwerk wird bis Ende März 2025 mit beiden Blöcken im Volleinsatz betrieben, bevor die Produktion auf einen Block reduziert wird. Die endgültige Einstellung der Wärmeproduktion ist für Ende 2025 geplant, jedoch bleibt das Kraftwerk im Reservebetrieb, um im Bedarfsfall wieder Wärme liefern zu können.

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) äußerte sich zu den Herausforderungen des Projekts und betonte, dass die einzelnen Komponenten des Energieparks Hafen eng miteinander verknüpft sind. Die Inbetriebnahme der neuen GuD-Anlage, die Nutzung industrieller Abwärme und die Abwasserwärmepumpe des Klärwerks Dradenau sind allesamt Teil eines komplexen Systems, das aufeinander angewiesen ist.

Finanzielle Aspekte und Investitionen

Die Kosten für den Umbau und die Errichtung des Energieparks Hafen sind erheblich gestiegen, was teilweise auf die Krisen und die Inflation zurückzuführen ist. Ursprünglich waren für die KWK-Anlage auf der Dradenau etwa 600 Millionen Euro veranschlagt. Diese Kosten sind jedoch durch die gestiegenen Materialpreise und die höheren Personalkosten, die durch die Ukrainekrise und andere wirtschaftliche Faktoren verursacht wurden, belastet worden. Insgesamt plant Hamburg, bis 2028 rund 2,85 Milliarden Euro in die Wärmewende zu investieren.

Der Energiepark Hafen soll künftig 55 Prozent der Fernwärme aus klimaneutralen Quellen beziehen. Dies wird durch die Nutzung von Abwärme aus nahegelegenen Industriebetrieben, der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm und der Abwasserverwertung des Klärwerks Dradenau erreicht. Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist ein 50 Meter hoher Thermotank, der in der Lage ist, 2000 Megawattstunden Wärmearbeitsmenge zu speichern.

Ausblick auf die Wärmewende in Hamburg

Die Stadt Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 vollständig auf Kohle in der Wärmeversorgung zu verzichten. Dies umfasst nicht nur das Kraftwerk Wedel, sondern auch das Heizkraftwerk Tiefstack im Hamburger Osten. Die Verzögerungen beim Bau des Energieparks Hafen stellen einen Rückschlag für die Wärmewende dar, jedoch bleibt die Stadt optimistisch, dass die Ziele dennoch erreicht werden können.

Die Hamburger Energiewerke arbeiten mit Hochdruck daran, die Bauarbeiten am Energiepark Hafen voranzutreiben, um die Wärmeversorgung in der Stadt langfristig auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Die Herausforderungen, die sich aus den Verzögerungen ergeben, werden als Teil eines komplexen Transformationsprozesses angesehen, der notwendig ist, um die Klimaziele der Stadt zu erreichen.

Insgesamt ist die Situation um das Kraftwerk Wedel und den Energiepark Hafen ein Beispiel für die Herausforderungen, die mit der Energiewende verbunden sind. Die Verzögerungen verdeutlichen, wie wichtig eine sorgfältige Planung und Durchführung von Infrastrukturprojekten ist, um die Versorgungssicherheit und die Klimaziele in Einklang zu bringen.

Quellen: dpa, Zeit Online, Hamburger Abendblatt, NDR

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