20.10.2024
Lauterbachs Krankenhausreform Hunderte Kliniken vor dem Aus

Lauterbach zur Krankenhausreform: Ein paar Hundert Krankenhäuser werden sterben

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet als Konsequenz der beschlossenen Krankenhausreform mit der Schließung zahlreicher Kliniken, insbesondere in westdeutschen Großstädten. „Ein paar Hundert Häuser werden sterben“, sagte Lauterbach der „Bild am Sonntag“ (BamS). Als Grund nannte er fehlenden medizinischen Bedarf, da bereits jetzt jedes dritte Krankenhausbett leer stehe. Zudem mangele es an Personal. Die Zentralisierung der Versorgung mit komplexeren Eingriffen, wie in anderen Ländern üblich, sieht Lauterbach als Qualitätsgewinn.

Die Aussage des Ministers erfolgte vor dem Hintergrund der am Donnerstag vom Bundestag beschlossenen und stark umstrittenen Krankenhausreform. Die Reform, die von der Ampel-Koalition getragen wird, zielt auf eine grundlegende Umstrukturierung der Krankenhausfinanzierung und eine stärkere Spezialisierung der Kliniken ab. Vor allem kleinere Krankenhäuser sollen sich künftig auf Eingriffe fokussieren, die sie gut beherrschen, und weniger Leistungen anbieten.

Bisher wurden Behandlungsfälle in Krankenhäusern mit Pauschalen vergütet. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung bereits für das Vorhalten bestimmter Angebote erhalten. Dieser Schritt soll den Druck, möglichst viele Fälle zu behandeln, reduzieren.

Für Patientinnen und Patienten bedeutet die Reform längere Anfahrtswege zum nächsten entsprechend ausgestatteten Krankenhaus. Im Gegenzug verspricht Lauterbach eine bessere Behandlungsqualität. Er bezeichnet die Reform als die größte in den letzten 20 Jahren im Gesundheitswesen.

Deutschland weist mit etwa 1.700 Krankenhäusern die höchste Dichte an Kliniken und Krankenhausbetten in Europa auf, wie das Gesundheitsministerium berichtet. Viele dieser Einrichtungen schreiben rote Zahlen.

Neben der Krankenhausreform sprach sich Lauterbach auch für eine Reduzierung der Krankenkassenanzahl aus. „Wir können uns ein paar Dutzend Krankenkassen weniger gut vorstellen“, sagte er der BamS. Voraussetzung dafür sei jedoch eine Vergleichbarkeit der Qualität der Krankenkassen, die durch ein neues Gesetz sichergestellt werden soll.

Im Hinblick auf die im kommenden Jahr erwartete Erhöhung der Krankenkassenbeiträge zeigte sich Lauterbach zuversichtlich, dass es danach keine weiteren Steigerungen geben werde. Die vom sogenannten Schätzerkreis ermittelte Beitragssatzerhöhung um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens für das Jahr 2025 bezeichnete er als „historisch“. Es handelt sich dabei jedoch um einen theoretischen Wert. Die tatsächliche Höhe der Beitragssatzerhöhung legt jede Krankenkasse individuell fest.

Lauterbach räumte ein, dass die Krankenhausreform kurzfristig zu höheren Beitragssätzen führe. Ohne die Reform wäre der Anstieg im nächsten Jahr jedoch noch deutlich stärker ausgefallen. „Die Krankenhausreform kostet jetzt kurzfristig etwas, macht Druck auf den Beitragssatz“, so der Minister.

Quelle: AFP/dpa, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/lauterbach-viele-krankenhaeuser-werden-sterben-110057974.html

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