Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Mark Lilla hat mit seiner Kritik an der Identitätspolitik der Demokraten für Aufsehen gesorgt. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erläutert er seine Thesen und äußert sich zur Präsidentschaft Donald Trumps.
Wie die FAZ berichtet, sieht Lilla in Trumps Amtsantrittsrede ein Zeichen dafür, wie sehr der neue Präsident von Rache und Hass getrieben sei. Trump habe die Gelegenheit verpasst, eine Vision für die kommenden vier Jahre zu präsentieren und stattdessen nur Punkte einer Agenda abgearbeitet. Lilla vergleicht Trumps Lebensphilosophie mit der eines "Junkfood-Junkies", der alles sehr unmittelbar wolle.
Der Politikwissenschaftler zeigt sich besorgt darüber, dass Trump die Unabhängigkeit des öffentlichen Dienstes beenden und Beamtenjobs durch politische Ernennungen ersetzen wolle. Dies sei "eine Einladung zu Chaos und Parteilichkeit". Besonders in der Außenpolitik, die Trump am wenigsten zu interessieren scheine, könne dies zu großen Fehlern führen.
Lilla bekräftigt im Interview seine These, dass die Identitätspolitik der Linken für Trumps Wahlsieg mitverantwortlich sei. Die Demokratische Partei habe es versäumt, mit der weißen Arbeiterklasse zu sprechen. Stattdessen habe man sich auf Themen wie Geschlechterfragen konzentriert, bei denen die Mehrheit der Bevölkerung hinter Trump stehe.
Der Wissenschaftler plädiert dafür, dass die Demokraten aufhören sollten zu versuchen, eine Partei der Arbeiter zu sein. Stattdessen sollten sie zur Partei der Eliten werden und die Republikaner zu einer populistischen Partei der Arbeiterklasse werden lassen. Dies sei zwar eine deprimierende Vorstellung, aber möglicherweise der richtige Weg.
Trotz seiner Kritik an Trump zeigt sich Lilla nicht allzu pessimistisch für die Zukunft. Er glaubt, dass der Präsident in vielen innenpolitischen Bereichen nicht erfolgreich sein werde. Die größte Sorge bereite ihm die Außenpolitik. Insgesamt sieht Lilla aber Grund zur Hoffnung: "Es gibt unendliche Hoffnung im Leben, nur nicht für uns", zitiert er Franz Kafka.
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