George R. Stewarts "Sturm": Ein Roman aus 1942 mit erstaunlicher Klima-Relevanz
Der Roman "Sturm" von George R. Stewart, ursprünglich 1942 veröffentlicht und kürzlich neu übersetzt von Jürgen Brôcan und Roberta Harms, erfährt eine bemerkenswerte Wiederentdeckung. Wie Tobias Rüther in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.Z.) vom 04.01.2025 berichtet, wird das Werk im Zuge der aktuellen Klimadebatte als wichtiger Bestandteil eines retrospektiven Kanons der Katastrophenliteratur neu bewertet. Der Roman, der ein extremes Wetterereignis im Westen der USA schildert, thematisierte bereits vor über achtzig Jahren die globalen Auswirkungen von Klimaphänomenen. Brôcan und Harms unterstreichen im Nachwort der Neuauflage Stewarts "unglaublichen Weitblick", der angesichts der heutigen Klimakrise eine besondere Dringlichkeit erlangt hat. Sie betonen, dass das Klima "naturgemäß nicht regional oder national begrenzt ist, sondern global entsteht".
Im Mittelpunkt der Handlung steht der Sturm selbst, personifiziert durch den weiblichen Namen "Maria", den ein junger Meteorologe in Anlehnung an seine ehemalige Freundin gewählt hat. Diese Namensgebung, so Rüther in der F.A.Z., diente später dem National Weather Service als Inspiration, ab 1953 Tiefdruckgebieten weibliche Namen zu geben. Der Roman verfolgt die Entstehung und den Verlauf des Sturms über zwölf Tage und beschreibt die Auswirkungen auf die Menschen, die ihn erforschen, erleben und zu begreifen versuchen. Dabei weitet sich der Blick immer wieder über den amerikanischen Kontinent hinaus und verdeutlicht die globalen Zusammenhänge klimatischer Prozesse.
Die Protagonisten des Romans sind überwiegend Männer, die in verschiedenen Bereichen wie Wetterstationen, Straßenverkehrsdienst, Polizei und Armee arbeiten. Sie erleben den Sturm aus unterschiedlichen Perspektiven und versuchen, mit den Konsequenzen umzugehen. Im Gegensatz zu klassischen Katastrophenfilmen mit einem einzelnen Helden im Zentrum verzichtet Stewart auf eine solche Figur. Stattdessen, so Rüther, erinnert die Erzählweise an amerikanische Katastrophenfilme der 1970er Jahre, in denen normale Menschen mit den Folgen einer Katastrophe konfrontiert werden.
Stewart, Professor für Englische Literatur an der Universität Berkeley, verfasste mehrere Wissenschaftsthriller, die sich mit Themen wie Epidemien und Naturkatastrophen auseinandersetzen. Sein bekanntestes Werk "Earth Abides" (1949) wird von Rüther als vorausschauender Schlüsselroman für die Corona-Pandemie interpretiert, da darin ein Virus die Zivilisation zerstört.
"Sturm" zeigt die Bedeutung von kollektivem Handeln und Vertrauen in die Wissenschaft, Aspekte, die laut Rüther auch in der aktuellen Klimapolitik zentral sind. Der Roman verdeutlicht die Komplexität von Wetterphänomenen und die Notwendigkeit, diese global zu betrachten.
Quellen:
- Tobias Rüther: Klimaerwärmung und der Roman „Sturm“ von George R. Stewart. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 04.01.2025. (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/klimaerwaermung-und-der-roman-sturm-von-george-r-stewart-110208219.html)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Belle_%C3%89poque
- https://www.inforadio.de/