September 25, 2024
Namensrechte für Theater: Ein neuer Weg im Kultursponsoring in Görlitz-Zittau

Kultursponsoring: Theater Görlitz-Zittau bietet Sponsoren Namensrechte an

Das Theater Görlitz-Zittau, das traditionell nach dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann benannt ist, hat einen innovativen Schritt im Bereich des Kultursponsorings angekündigt. Ab dieser Spielzeit werden die Namensrechte für die Spielstätte zum Verkauf angeboten. Diese Möglichkeit richtet sich sowohl an Unternehmen als auch an Privatpersonen, die bereit sind, in die kulturelle Landschaft der Region zu investieren.

Intendant Daniel Morgenroth äußerte sich zu diesem neuen Ansatz und betonte, dass das Theater damit neue Wege im Kultursponsoring beschreite. „Während es im Sport längst üblich ist, dass Unternehmen die Namensrechte an Stadien oder Arenen erwerben, sind wir in der Kulturszene damit meines Wissens nach Vorreiter“, erklärte Morgenroth. Diese Form des Sponsorings könnte eine bedeutende Einnahmequelle für das Theater darstellen, das jährlich rund 150.000 Zuschauer in seinen beiden großen Häusern anzieht.

Die Entscheidung, die Namensrechte zu verkaufen, kam im Rahmen der Überlegungen zur aktuellen Spielzeit, die unter dem Motto „Kapital“ steht. Das Team des Theaters wollte innovative Wege finden, um die finanzielle Situation zu verbessern und gleichzeitig die kulturelle Relevanz zu erhalten. „Wir haben überlegt, was wir tun können, und gesagt, wir versteigern die Namensrechte“, so Morgenroth. Er betonte jedoch, dass die künstlerische Ausrichtung des Theaters weiterhin unabhängig von den Sponsoren bleiben werde. „Der Spielplan ist der Mitsprache entzogen“, fügte er hinzu.

Der Preis für die Namensrechte wird von den Geboten der Interessenten abhängen. Das Theater hat bereits erste Anfragen von potenziellen Sponsoren erhalten. „Es gibt schon Interessenten“, bestätigte Morgenroth. Mit der Namensrechtsvergabe könnten Unternehmen nicht nur ihre Markenpräsenz in Görlitz und Zittau erhöhen, sondern auch emotional ergriffene Zuschauer erreichen, die offen für neue Impulse sind. „In Deutschland gehen jedes Jahr mehr Menschen ins Theater als ins Fußballstadion“, so Morgenroth, was das Werbepotenzial für Unternehmen unterstreicht.

Die Namensrechte werden vorerst für eine Spielzeit verkauft. Neben der Umbenennung des Theaters können Sponsoren auch auf der Homepage, in Printprodukten, auf Plakaten und in Social-Media-Plattformen genannt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, das eigene Logo an den Wänden der beiden Theatergebäude anzubringen. Das Theater könnte somit beispielsweise den Namen „Allianz-Theater Görlitz-Zittau“ oder „Coca-Cola-Theater Görlitz-Zittau“ tragen.

Die Entscheidung über den Verkauf der Namensrechte soll in den kommenden Wochen fallen. Sollte das Konzept erfolgreich sein, könnte es als Modell für andere Theater in Deutschland dienen. „Wenn es überzeugt, kann es zu einem Erfolgsmodell für viele Theater deutschlandweit werden“, so Morgenroth optimistisch.

Die Diskussion um das Sponsoring und die damit verbundene Umbenennung des Theaters hat bereits in der Öffentlichkeit für Gesprächsstoff gesorgt. Kritiker befürchten, dass eine solche Maßnahme die kulturelle Integrität des Theaters gefährden könnte. Die Linkspartei in Görlitz hat eine Petition gegen den Verkauf der Namensrechte gestartet, in der sie argumentiert, dass der Name Gerhart Hauptmann eng mit der Geschichte und dem kulturellen Erbe der Region verbunden sei. „Die Namensrechte an unserem Theater sind nicht handelbar“, heißt es in der Petition.

Intendant Morgenroth hingegen sieht das Sponsoring als eine notwendige Maßnahme, um die finanzielle Lage des Theaters zu stabilisieren. „Die Hochkultur darf sich dem Sponsoring nicht länger verschließen. Wir können unseren Werbepartnern ein exzellentes und zahlungskräftiges Klientel bieten“, erklärte er. Die finanzielle Situation vieler Theater in Sachsen ist angespannt, und viele Einrichtungen sind gezwungen, neue Wege der Finanzierung zu finden, um ihre Existenz zu sichern.

Insgesamt zeigt das Beispiel des Theaters Görlitz-Zittau, wie wichtig es ist, innovative Ansätze im Kulturbereich zu verfolgen, um die Herausforderungen der heutigen Zeit zu meistern. Der Verkauf der Namensrechte könnte nicht nur eine neue Einnahmequelle schaffen, sondern auch die Verbindung zwischen Wirtschaft und Kultur stärken.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob das Theater in der Lage sein wird, die Namensrechte erfolgreich zu verkaufen und damit einen neuen Weg im Kultursponsoring zu beschreiten.

Quellen: dpa, MDR Kultur, Süddeutsche Zeitung

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