19.10.2024
Naturschutz im digitalen Zeitalter: Die Bedeutung traditioneller Kenntnisse der Ranger

Naturschutz: Große Liebe zur Natur - Ranger brauchen keine Pflanzen-Apps

In einer Welt, in der Technologie allgegenwärtig ist, stellt sich die Frage, wie viel davon im Naturschutz tatsächlich notwendig ist. Ranger in Schutzgebieten, wie zum Beispiel im Wildnisgebiet Lieberose in Brandenburg, zeigen, dass eine tief verwurzelte Verbindung zur Natur und ein umfangreiches Wissen über Pflanzen und Tiere oft mehr wert sind als moderne Apps zur Pflanzenbestimmung. Sophie Büchner, eine 28-jährige Rangerin, teilt ihre Erfahrungen und Einsichten über die Bedeutung einer intakten Natur und die Herausforderungen, denen Ranger gegenüberstehen.

Die Verbindung zur Natur

Sophie Büchner ist in Berlin-Friedrichshain geboren und fühlte sich schon als Kind von der Natur angezogen. Ihre ersten Erfahrungen in der Natur sammelte sie auf dem Gartengrundstück ihrer Großeltern in Brandenburg. Diese frühen Erlebnisse formten ihre Leidenschaft für die Natur, die sie schließlich zu ihrem Beruf machte. Heute arbeitet sie als Rangerin im Wildnisgebiet Lieberose, das mit einer Fläche von 3150 Hektar eine vielfältige Flora und Fauna beherbergt.

Technologie versus Tradition

In der heutigen Zeit sind zahlreiche Apps zur Pflanzen- und Tierbestimmung verfügbar. Sophie Büchner hingegen bevorzugt traditionelle Bestimmungsbücher, um die Artenvielfalt in ihrem Gebiet zu erfassen. „Ich bin mehr der Natur zugeneigt als der Technik“, sagt sie. In den abgelegenen Gebieten, in denen Ranger arbeiten, ist der Handyempfang oft eingeschränkt, was die Nutzung von Apps erschwert. Ranger müssen in der Lage sein, Pflanzen und Tiere aus dem Gedächtnis oder durch ihr Fachwissen zu identifizieren.

Engagement für den Naturschutz

Büchner ist Teil eines Netzwerks von Rangerinnen und Rangern, die sich in Brandenburg für den Naturschutz einsetzen. Ihre Aufgaben umfassen die Erfassung von Pflanzen- und Tierbeständen, die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen sowie die Information und Unterstützung von Besuchern. Anlässlich des internationalen Word Ranger Day am 31. Juli möchten sie die Öffentlichkeit über ihre Arbeit und die Herausforderungen, denen sie begegnen, informieren.

Die Schönheit der Lieberoser Heide

Die Liebe von Sophie Büchner zur Lieberoser Heide entwickelte sich während ihres Freiwilligen Ökologischen Jahres. In diesem Zeitraum entdeckte sie die Ruhe und Weite des Gebiets, das durch seine unberührte Natur besticht. „Hier darf die Natur einfach mal machen, was sie will, und wir schauen, wie sie sich entwickelt“, erzählt sie begeistert. Das Gebiet beherbergt eine Vielzahl von Tieren, darunter Ziegenmelker, Seeadler, Wölfe und Rothirsche, sowie einzigartige Pflanzenarten wie fleischfressende Pflanzen.

Wertschätzung für die Natur fördern

Büchner plädiert für mehr Wertschätzung der Natur und fordert eine stärkere Integration von Naturbildung in die Schulen. In einer Gesellschaft, die von Leistungsdruck und Stress geprägt ist, geraten das Innehalten und das Genießen der Natur oft in den Hintergrund. Sie sieht die Notwendigkeit, Menschen für die Schönheit und Bedeutung der Natur zu sensibilisieren.

Besucherlenkung und Sicherheit

Um den Besuchern ein sicheres und angenehmes Erlebnis zu bieten, wird das Netz an Wanderwegen im Wildnisgebiet Lieberose ausgebaut. Es gibt bereits ausgewiesene Aussichtsflächen, die es den Besuchern ermöglichen, die Natur zu beobachten, ohne sie zu stören. Dennoch gibt es Herausforderungen: Immer wieder halten sich nicht alle Besucher an die Wegweiser. Abseits der Wege sind häufig Pilzsammler oder Militaria-Sammler anzutreffen, was besonders gefährlich ist, da das Gebiet als ehemaliger Truppenübungsplatz Munitionsbelastungen aufweisen kann.

Führungen und Naturerlebnisse

Am internationalen Word Ranger Day bietet die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg Führungen im Wildnisgebiet Lieberose an, um das Engagement der Ranger für den Naturschutz und die Schönheit der Region zu präsentieren. Auch die Naturwacht Brandenburg organisiert Besucher-Touren in verschiedenen Regionen und ermöglicht so den Menschen, die Natur hautnah zu erleben und mehr über die Bedeutung des Naturschutzes zu erfahren.

Fazit

Ranger wie Sophie Büchner sind unverzichtbare Akteure im Naturschutz. Ihre tiefe Verbundenheit zur Natur und ihr Fachwissen sind entscheidend, um die Vielfalt und Integrität der Ökosysteme zu bewahren. In einer Zeit, in der digitale Lösungen oft bevorzugt werden, erinnert uns ihr Ansatz daran, dass es manchmal die direkte Erfahrung und ein persönliches Engagement sind, die den größten Unterschied machen können.

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