October 2, 2024
Neuer Umgang mit Wölfen in Hessen: Jagd oder Schutz

Die Debatte um den Umgang mit Wölfen in Deutschland hat eine neue Wendung genommen. Die Hessische Landesregierung plant, die Jagd auf Wölfe zu erlauben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. Dieser Schritt folgt auf den Vorschlag der EU, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen.

Hessens Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) begrüßte die Entscheidung der EU und sprach von einem „Endlich Durchbruch beim Schutzstatus des Wolfs“. Die geplante Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht soll jedoch nicht zu einer uneingeschränkten Bejagung führen. Vielmehr soll es darum gehen, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und eines Monitoringsystems, die Möglichkeit zu schaffen, einzelne Tiere zu entnehmen, die sich als problematisch erweisen.

Bevor es jedoch so weit ist, sind noch einige Hürden zu nehmen. Zunächst muss die EU ihren Antrag auf Herabstufung des Schutzstatus beim ständigen Ausschuss der Berner Konvention einreichen. Anschließend muss die EU-Kommission die Änderung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie auf den Weg bringen, wofür Mehrheiten in den EU-Staaten und im EU-Parlament erforderlich sind. Erst danach kann Deutschland das Bundesnaturschutzgesetz ändern, um die Jagd auf Wölfe zu ermöglichen. Realistisch betrachtet, könnte es bis Ende 2026 dauern, bis die Gesetzesänderung in Kraft tritt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einrichtung eines hessenweiten Wolfsmonitorings. Der Landesjagdverband Hessen hat bereits seine Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert. „Wir haben von Beginn an mitgeteilt, dass wir für ein Monitoring zur Verfügung stehen, zumal wir in der Fläche vor Ort sind“, erklärte Alexander Michel, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, gegenüber der FAZ. Die Einzelheiten des Monitorings müssen jedoch noch mit dem Ministerium und Hessen Forst ausgearbeitet werden.

Die Debatte um den Wolf ist in Hessen nicht neu. Weidetierhalter beklagen seit langem die steigende Zahl von Wolfsangriffen auf ihre Tiere. Die CDU-geführte Landesregierung hatte daher bereits im Koalitionsvertrag die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht vereinbart. Naturschützer kritisieren die Pläne der Landesregierung hingegen scharf. Sie fordern stattdessen eine stärkere Förderung des Herdenschutzes und eine unbürokratischere Entschädigung für gerissene Weidetiere.

Auch in anderen Bundesländern wird die Debatte um den Umgang mit Wölfen kontrovers geführt. In Sachsen-Anhalt beispielsweise hat der Landtag im vergangenen Jahr über die „Praxistauglichkeit des Wolfsmanagements“ debattiert. Die CDU-Fraktion forderte dabei eine schnellere Regulierung der Wolfspopulation, während die Grünen die Bedeutung des Wolfes für das Ökosystem betonten.

Die Diskussion zeigt, dass die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland eine große Herausforderung darstellt. Es gilt, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Weidetiere und dem Erhalt des Wolfes als Teil der heimischen Tierwelt zu finden. Die geplante Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ist dabei ein umstrittener Schritt, der von Tierschützern kritisch gesehen wird. Sie fordern stattdessen eine stärkere Fokussierung auf den Herdenschutz und eine bessere Entschädigung für Weidetierhalter.

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