Die erste Pflichtspielniederlage seit Januar 2024 hat bei Real Madrid tiefe Spuren hinterlassen. Das 0:1 in der Champions League gegen den OSC Lille wirft Fragen auf, die weit über einen bloßen Ausrutscher hinausgehen. Trainer Carlo Ancelotti fand nach dem Spiel deutliche Worte und zeigte sich sichtlich angefressen von der Leistung seiner Mannschaft. „Das ist Sport und man kann verlieren, aber wir haben kein gutes Gefühl vermittelt. Das beunruhigt mich am meisten“, klagte der Italiener, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet. „Die Mannschaft war dabei, sich zu verbessern, und dieses Spiel ist ein Rückschlag.“
Tatsächlich war die Niederlage ein Bruch mit der jüngeren Vergangenheit. 14 Spiele blieb der Titelverteidiger zuvor in der Königsklasse ungeschlagen. Die letzte Niederlage in diesem Wettbewerb datierte vom Mai 2023, als man im Halbfinale gegen Manchester City mit 0:4 den Kürzeren zog. Wettbewerbsübergreifend war es für die Madrilenen sogar die erste Niederlage seit 36 Partien. „Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und nicht alles wegwerfen, aber wir müssen uns verbessern“, forderte Ancelotti.
Doch woran lag es, dass Real so deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb? Selbst der nach überstandener Muskelverletzung eingewechselte Kylian Mbappé konnte dem Spiel keine Wende mehr geben. Antonio Rüdiger hatte in der Schlussphase zwar zwei gute Kopfballchancen zum Ausgleich, doch es blieb beim glücklichen Sieg der Franzosen. „Wir haben alles falsch gemacht: den Ball, das Umschaltspiel, die Intensität, die verlorenen Zweikämpfe“, ärgerte sich Ancelotti.
Besonders im Mittelfeld klaffte bei den Königlichen eine Lücke, die an diesem Abend überdeutlich wurde. „Wir tun uns schwer, Toni Kroos zu ersetzen“, hatte Ancelotti bereits vor der Partie gesagt. Der 34-Jährige sei im Grunde „unersetzlich“. Doch Kroos' Abgang zu betrauern, wird die Probleme nicht lösen. Das weiß auch Ancelotti.
Die spanische Sportpresse zeigte sich ebenfalls besorgt. Von einer „schwarzen Nacht“ und einem „europäischen Desaster“ war die Rede. Ein kleiner Ausrutscher, könnte man meinen, einer, der irgendwann passieren musste nach so langer Zeit ohne Niederlage. Aber irgendwie war dieser „weiße Kollaps“, wie „Mundo Deportivo“ schrieb, dann doch mehr als das.
Ancelotti hofft nun, dass sein Team aus der Niederlage lernt und sich schnellstmöglich wieder fängt. Die Erinnerungen an das Aus im spanischen Pokal im Januar bei Atlético Madrid sollen dabei helfen. „Als wir letztes Jahr das Derby verloren haben, war das ein fantastischer Weckruf und ich hoffe, dass diese Niederlage auch ein fantastischer Weckruf sein kann“, sagte er. Die kommenden Aufgaben haben es in sich: In der Liga kommt am Samstag der FC Villarreal ins Estadio Santiago Bernabéu, in der Champions League ist Borussia Dortmund am 22. Oktober der nächste Gegner. „Wir müssen die Dinge schnell in Ordnung bringen“, forderte Ancelotti.
