19.10.2024
Novum im Vatikan: Frauen arbeiten erstmals in der Instandhaltung des Petersdoms

Novum im Vatikan: Frauen arbeiten erstmals in der Instandhaltung des Petersdoms

Erstmals in der Geschichte des Vatikans sind zwei Frauen an der Sicherung und Restaurierung der Peterskirche beteiligt. Wie Medien aus dem Vatikan berichten, ergänzen zwei Kunsthandwerkerinnen aus Padua und Reggio Calabria das bisher nur aus Männern bestehende Team der sogenannten Sanpietrini. Diese sind in der vatikanischen Dombauhütte für den Erhalt und die Reparaturen an der größten Kirche der Welt zuständig.

Frauen seien bislang bevorzugt in der ebenfalls zur Dombauhütte gehörenden Mosaikwerkstatt des Vatikans eingestellt worden, sagte ein Sprecher des Petersdoms. Die neuen Mitarbeiterinnen haben beide Kunstgeschichte studiert und danach den Kurs für Dekorateure, Stuckateure und Maurer an der Kunstgewerbeschule der Dombauhütte absolviert.

In der 120 Jahre währenden Bauphase des Petersdoms (1506 bis 1626) waren ebenfalls Frauen in der Bauhütte angestellt. In den meisten Fällen waren es Witwen oder Waisenkinder von Männern, die beim Bau der Peterskirche ums Leben gekommen waren.

Die beiden 21- und 26-Jährigen sollen demnach als Maurerinnen und Stuckateurinnen arbeiten. Dem Vatikan zufolge sollen sie zu den gleichen Bedingungen arbeiten wie ihre männlichen Kollegen.

Damit stoßen sie zu den bisher rund 50 Frauen, die an der Geschichte des Petersdoms mitwirkten. Neben Mosaiklegerinnen und Schlosserinnen arbeiteten Frauen auch als Tischlerinnen oder Glaserinnen.

Anmerkung der Redaktion: Eine frühere Version der Dachzeile lautete »Restauration in Rom«. Tatsächlich bezeichnet eine Restauration die Wiederherstellung politischer Regimes, gemeint war der Begriff »Restaurierung«. Wir haben die Stelle korrigiert.

Die Dombauhütte des Vatikans hat erstmals zwei Frauen in die ­Gilde der „Sampietrini“ aufgenommen. Die hoch spezialisierten „Sampietrini“, deren Name sich von „San Pietro“, der italienischen Bezeichnung für die ­Vati­kan-Basilika, ableitet, sind seit Jahrhunderten für Wartungsarbeiten sowie für Re­paraturen im Petersdom zu­ständig.

Wie Pater Enzo Fortunato, Sprecher des Petersdoms, nun mitteilte, haben die 26 Jahre alte Lisa aus dem Raum Padua und die 21 Jahre alte ­Miriana aus Reggio di Calabria zunächst jeweils ein Studium der Kunstgeschichte absolviert, ehe sie dann in der Kunst­gewerbeschule der Dombauhütte des ­Vatikans, der „Scuola Arti e Mestieri“, die Kurse für Dekorateure, Stuckateure und Maurer durch­liefen.

Die von Kardinal Mauro Gambetti ­initiierte und von Papst Franziskus persönlich gesegnete Ausbildungsstätte besteht seit dem Januar 2023 wieder. Der erste Jahrgang bestand aus 20 Studenten. Neben Italienern stammten mehrere von ihnen aus Peru, Deutschland sowie Belarus. Acht der 20 Eingeschriebenen waren Frauen. Die Kosten für externe Dozenten sowie für Verpflegung und Un­terkunft wurden von Wohltätern übernommen

Bisher waren Frauen vor allem in der Mosaikwerkstatt der Dombauhütte tätig, aber noch nicht im Kernteam der „Sampietrini“. Schon während der 120 Jahre währenden Errichtung des Petersdoms von 1506 bis 1626 waren Frauen auf der monumentalen Baustelle tätig. Es ­han­delte sich meist um Witwen und ­Waisen von Männern, die beim Bau der größten Kirche der Welt das Leben ver­loren hatten. Aus zeitgenössischen Chroniken geht hervor, dass die Frauen damals im Wesentlichen die gleiche Bezahlung bekamen wie die Männer und von ihren männlichen Kollegen mit Respekt be­handelt wurden.

Vier Dutzend Frauen waren am Bau des Petersdoms beteiligt

Auch die beiden nun fest in das Team der „Sampietrini“ aufgenommenen Frauen bekommen nach Angaben des Vatikans dieselbe Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen und führen dieselben Maurer- und Stuckateurarbeiten wie diese aus. Gut vier Dutzend Frauen haben in der Geschichte des Petersdoms an dessen Bau und Erhalt mitgewirkt, als Mosaik­legerinnen und Glaserinnen, Schlosserinnen und Tischlerinnen. Und jetzt auch als Maurerinnen und Stuckateurinnen.

Die Archivarinnen der Bauhütte von Sankt Peter, Simona Turriziani und ­As­sunta di Sante, haben im Jahr 2017 eine reichhaltig dokumentierte Recherche über die rund 50 Frauen veröffentlicht, die am Petersdom mitbauten. Zu den bemerkenswertesten Fällen gehörte jener der römischen Kunsthandwerkerin Francesca Bresciani, die für den Bild­hauer und Archi­tekten Gian Lorenzo Bernini die Lapislazuli-Teile des Taber­nakels von Sankt Peter bearbeitete.

Quelle: F.A.Z. Artikelrechte erwerben Matthias Rüb Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom. Folgen Zur Startseite Schlagworte: Frauen Vatikan Papst Franziskus Alle Themen

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