Der verblassende Glanz: Verfallene Olympia-Stätten als Mahnmale
Die Olympischen Spiele, ein globales Spektakel, das Millionen begeistert, hinterlassen oft einen Schatten: teure, ungenutzte Sportstätten, die nach dem Event dem Verfall preisgegeben werden. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 07.01.2025 berichtete, verkommen vielerorts Sprungschanzen, Bobbahnen und andere Anlagen zu Ruinen, stehen leer oder werden kaum genutzt. Dies wirft Fragen nach der Nachhaltigkeit der Spiele auf und beschädigt den Ruf der Austragungsorte und des IOC.
Die FAZ verdeutlicht die Problematik anhand historischer Beispiele. Einst für den Kampf um olympisches Gold errichtet, verfallen heute zahlreiche Schanzen. So wurde die Schanze in Squaw Valley (1960) bereits 1976 stillgelegt, die Anlage in Grenoble (1968) schloss 1990. Die Schanze von Sarajevo (1984) liegt heute in Trümmern. Auch neuere Anlagen, wie in Sotschi (2014), Pyeongchang (2018) oder Peking (2022), werden kaum für Weltcup-Veranstaltungen genutzt. Sie stehen als „Weiße Elefanten“ da, monströse Relikte eines kurzzeitigen Events, dem Verfall überlassen.
Das Problem beschränkt sich nicht nur auf Sprungschanzen. Auch andere olympische Sportstätten teilen dieses Schicksal. Die Handelszeitung berichtete am 09.08.2016 über verfallene Anlagen in Athen (2004), Peking (2008) und Atlanta (1996). Milliardenbeträge wurden für Bau und Instandhaltung investiert, die nach den Spielen oft nicht refinanziert werden können. Dies führt zu finanziellen Belastungen für die Austragungsorte und wirft die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Spiele auf.
Auch die Organisation der Spiele selbst steht immer wieder in der Kritik. Der Spiegel berichtete am 12.02.2006 über die organisatorischen Probleme der Olympischen Winterspiele in Turin. Von Verkehrschaos über Bauschutt bis hin zu mangelndem Zuschauerinteresse reichten die Beanstandungen. Ähnliche Schwierigkeiten traten auch bei anderen Olympischen Spielen auf, wie die Beispiele Calgary (1988) und Albertville (1992) auf nolympia.org belegen. Dort wurden immense Summen investiert, teilweise unter Inkaufnahme erheblicher Umweltschäden, ohne dass eine nachhaltige Nutzung der Anlagen sichergestellt war.
Die Debatte um die Nachhaltigkeit der Olympischen Spiele ist nicht neu. Immer wieder wird gefordert, die Spiele an Orte zu vergeben, die bereits über die notwendige Infrastruktur verfügen. So könnten bestehende Sportstätten genutzt und kostspielige Neubauten vermieden werden. Ein Beispiel hierfür ist Igls in Tirol, das laut dem Südtiroler Wochenmagazin ff (Ausgabe 6/2024) über eine funktionstüchtige Bobbahn verfügt, die für Olympia 2026 in Cortina genutzt werden könnte. Die italienische Regierung beharrt jedoch auf dem Neubau einer eigenen Bahn – trotz hoher Kosten und ungewisser Zukunft der Anlage nach den Spielen.
Der Deutschlandfunk berichtete am 31.01.2018 über die Situation in Rio de Janeiro nach den Olympischen Spielen 2016. Auch dort stehen viele Sportstätten leer, trotz vorhandener Nachnutzungskonzepte. Mangelnde Infrastruktur und die schwierige Erreichbarkeit des Olympiaparks tragen dazu bei, dass die Anlagen kaum genutzt werden.
Sarajevo, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1984, verdeutlicht die Schattenseiten der Spiele besonders drastisch. Wie das ZDF am 08.02.2024 berichtete, wurden viele der Sportstätten im Bosnienkrieg zerstört und liegen bis heute brach. Die Erinnerung an die Spiele mag positiv sein, doch die Ruinen der Anlagen erinnern an die Vergänglichkeit des olympischen Glanzes.
Die Beispiele zeigen, dass die Nachhaltigkeit der Olympischen Spiele ein dringliches Thema ist. Der Bau teurer Sportstätten, die nach den Spielen verfallen, ist weder wirtschaftlich noch ökologisch vertretbar. Eine stärkere Fokussierung auf die Nutzung bestehender Infrastruktur und die Entwicklung nachhaltiger Nachnutzungskonzepte ist unerlässlich, um den Ruf der Spiele und der Austragungsorte zu wahren.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): https://www.faz.net/aktuell/sport/wintersport/skisprung-schanzen-bei-olympia-keine-nutzung-der-teuren-ruinen-110214151.html
- Handelszeitung: https://www.handelszeitung.ch/vermischtes/olympische-austragungsorte-dabei-sein-war-alles-1167653
- Focus Online: https://www.focus.de/kultur/kino_tv/teure-lost-places-verfallen-deutschland-bis-brasilien-diese-olympia-staetten-hat-die-welt-vergessen_id_190985861.html
- Spiegel Online: https://www.spiegel.de/sport/wintersport/baustelle-turin-harsche-kritik-an-olympia-organisation-a-400470.html
- nolympia.org: https://www.nolympia.org/grunde-gegen-olympia-2018/bisherige-erfahrungen-mit-olympischen-winterspielen/
- ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/olympia-sarajevo-1984-olympia-ruinen-100.html
- ff - Südtiroler Wochenmagazin: https://www.ff-bz.com/leitartikel/2024-06/teurer-stolz.html
- Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/olympia-2016-rio-und-das-erbe-der-spiele-100.html