19.10.2024
Ostbahn Fortschritt: Fertigstellung der neuen Oderbrücke und Pläne für den Ausbau

Ostbahn: Neue Oderbrücke fertig - Weiterer Ostbahn-Ausbau gefordert

Die Ostbahn, eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen Deutschland und Polen, hat einen entscheidenden Fortschritt erzielt: Die neue Oderbrücke ist fertiggestellt. Nach mehr als dreieinhalb Jahren Unterbrechung fährt nun wieder ein Zug der Linie RB 26 zwischen dem polnischen Kostrzyn und dem brandenburgischen Küstrin-Kietz. Dieser Meilenstein wurde am frühen Morgen nach umfangreichen Bauarbeiten gefeiert, die den grenzüberschreitenden Zugverkehr wieder möglich machen.

Der Streckenabschnitt war seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 gesperrt. In der Zwischenzeit mussten Pendler auf Ersatzbusse zurückgreifen, was die Reisezeit erheblich verlängerte. Mehrere Faktoren führten zu Verzögerungen beim Bau, darunter die COVID-19-Pandemie, ein Mangel an Fachkräften und Materialengpässe. Die Niederbarnimer Eisenbahn, die die Ostbahn RB 26 im Auftrag der Länder Brandenburg und Berlin betreibt, hat nun jedoch die neue 260 Meter lange Brücke über die Oder in Betrieb genommen. Diese Brücke ist die weltweit erste Netzwerkbogenbrücke mit Carbonhängern und ermöglicht eine zweigleisige Befahrung mit Geschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde.

Wirtschaftliche Bedeutung des Ausbaus

Die Bedeutung der Ostbahn geht über den Personentransport hinaus und spielt auch eine entscheidende Rolle für den Güterverkehr. Industrieverbände in Polen und Ostbrandenburg fordern vehement einen umfassenden Ausbau der Strecke bis zur polnischen Großstadt Gorzów. Ein zentrales Anliegen ist die Elektrifizierung der gesamten Strecke von Berlin bis Gorzów sowie der Bau eines zweiten Gleises. Robert Radzimanowski von der IHK Ostbrandenburg hebt hervor, dass die Ostbahn auf deutscher Seite nach wie vor als Regionalbahn betrachtet wird. Dies führt dazu, dass ein erhebliches Potenzial für den Güter- und Personenverkehr zwischen Westeuropa und dem Baltikum ungenutzt bleibt.

Während Polen bereits umfassende Planungen für den zweigleisigen elektrifizierten Ausbau der Strecke Kostrzyn nad Odrą nach Krzyż Wielkopolski abgeschlossen hat und entsprechende Fördermittel beantragt hat, wird der Ausbau auf deutscher Seite noch in der frühen Planungsphase behandelt. Ein Sprecher des Brandenburger Verkehrsministeriums informierte, dass die DB InfraGO im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg derzeit an der Grundlagenermittlung arbeitet.

Politische Unterstützung und Zukunftsaussichten

Der Ausbau der Ostbahn wurde im Dezember 2023 in den „potenziellen Bedarf“ des Bedarfsplans Schiene aufgenommen. Dies bedeutet, dass der Ausbau in den Aufgabenbereich des Bundes fällt und somit auch von diesem finanziert werden könnte. Das Brandenburger Verkehrsministerium setzt sich aktiv dafür ein, dass die Ostbahn in den „vordringlichen Bedarf“ hochgestuft wird. Verkehrsminister Rainer Genilke (CDU) betonte die Notwendigkeit einer zweigleisigen und elektrifizierten Strecke, die nicht nur als transeuropäischer Korridor von Bedeutung ist, sondern auch im Hinblick auf die Ansiedlung von Unternehmen wie Tesla und den Bedarf an Fachkräften aus dem westpolnischen Raum eine zentrale Rolle spielt.

Die Anwohner und Pendler zeigen sich optimistisch, dass der Ausbau der Ostbahn bald vorangetrieben wird, während der Regionalexpress RE 1 von Berlin nach Frankfurt (Oder), der parallel zur Ostbahn verkehrt, bereits an die Grenzen seiner Kapazität stößt.

Finanzierung und Herausforderungen

Die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) drängen darauf, dass der Bund den Ausbau der RB 26 finanziert. Bisher ist die Finanzierung jedoch nicht gesichert. Der Ausbau vom Berlin bis Küstrin-Kietz wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt, und die Unsicherheit über die Finanzierung könnte den Fortschritt gefährden.

Die neue Oderbrücke ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer modernen und effizienten Verkehrsinfrastruktur zwischen Deutschland und Polen. Sie stellt nicht nur eine Verbindung zwischen den beiden Ländern dar, sondern symbolisiert auch die Möglichkeit, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu stärken und zu intensivieren.

Historische Perspektive

Die Geschichte der Oderbrücke reicht bis ins Jahr 1867 zurück, als sie ursprünglich errichtet wurde, um die Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Ostpreußen zu ermöglichen. Die Brücke hat im Laufe der Jahrhunderte viele Herausforderungen überstanden, darunter Zerstörungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg. In den letzten Jahren war der Zustand der Brücke jedoch so weit fortgeschritten, dass ein Neubau unumgänglich wurde. Der Entwurf für die neue Brücke wurde im Rahmen eines bundesweiten Brückenwettbewerbs vergeben, wobei das Berliner Architekturbüro Schüßler-Plan in Zusammenarbeit mit den Knights Architects aus London den Zuschlag erhielt.

Die neue Brücke ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein Beispiel für nachhaltige Baupraktiken. Sie wurde mit dem Ziel entworfen, umweltfreundlich und materialeffizient zu sein. Die Verwendung von Carbonhängern ist ein innovativer Ansatz, der nicht nur die Tragfähigkeit erhöht, sondern auch das Gewicht der Konstruktion reduziert.

Fazit

Die Fertigstellung der neuen Oderbrücke ist ein bedeutender Schritt für die Ostbahn und den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und Polen. Sie bietet die Möglichkeit, die Verkehrsverbindungen zu verbessern und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern. Der Ausbau der Ostbahn wird als notwendig erachtet, um sowohl den Anforderungen des Personentransports als auch des Güterverkehrs gerecht zu werden. Die nächsten Schritte in der Planung und Finanzierung sind entscheidend, um die Ostbahn zu einer modernen und effizienten Verkehrsader auszubauen.

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