Sich pflegen und gut aussehen – für viele selbstverständlich. Doch was passiert, wenn die Selbstständigkeit nachlässt und Unterstützung bei der Pflege nötig wird? Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, spielt Schönheit auch für Pflegebedürftige eine entscheidende Rolle, wird jedoch oft vernachlässigt.
Jennifer Westbomke, 39, lebt mit einer angeborenen Tetraspastik und benötigt täglich 16 Stunden Unterstützung durch eine Assistentin. Diese hilft ihr laut FAZ nicht nur bei der Grundpflege, sondern auch beim Haarefärben, Nähen und Schminken. Westbomkes pinkes Haar ist ihr Markenzeichen und Ausdruck ihrer Persönlichkeit. „Ich fühle mich wohler, wenn ich gut angezogen bin“, zitiert die FAZ die 39-Jährige.
Wohlbefinden und die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit durch Kleidung und Styling auszudrücken, sind zentrale Aspekte der Selbstbestimmung – unabhängig vom Pflegebedarf. Es geht, so die FAZ, nicht um oberflächliche Schönheit, sondern um das Gefühl, sich selbst treu bleiben zu können. Lackierte Nägel oder gestylte Haare können Ausdruck dieser Selbstbestimmung sein.
Westbomke arbeitet als Sozialarbeiterin und berät Betroffene. Gegenüber der FAZ berichtet sie von Fällen, in denen Pflegebedürftige in Jogginganzügen Besuch empfangen mussten, anstatt sich schick machen zu dürfen. „Oft heißt es: Du bist behindert, dann ist das nicht so wichtig“, kritisiert Westbomke diese Haltung. Bereits in ihrer Kindheit ärgerte sich ihre Mutter über die vorwiegend praktische Kleidung ihrer Mitschüler auf der Förderschule.
Mit Unterstützung ihrer Assistentin näht Westbomke ihre Kleidung selbst. Das Fußpedal der Nähmaschine bedient sie mit dem Kinn, um so „ein paar besondere Sachen“ zu kreieren, wie sie der FAZ erzählt. Auch die 86-jährige Frau Werner, Bewohnerin eines Pflegeheims, legt Wert auf ihr Aussehen. Sie trägt bunte Kleidung, schminkt sich und lässt sich die Haare färben. „Ich nehme 19 Tabletten am Tag, da wissen Sie, was Sache ist – aber anmerken lasse ich es mir nicht“, wird sie von der FAZ zitiert.
Für Frau Werner ist Schminken „heute genauso wichtig wie damals“. Sie sucht aktiv den Kontakt zu neuen Bewohnern. Ihr gepflegtes Äußeres stärkt ihr Selbstbewusstsein und trägt zu ihrem Wohlbefinden bei. Die FAZ verdeutlicht anhand dieser Beispiele, wie wichtig Schönheit und Selbstpflege für das Wohlbefinden von Pflegebedürftigen sind und wie sie dazu beitragen, Identität und Selbstbestimmung zu erhalten.
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