5.12.2024
Prozessauftakt im Fall Sabine DNA-Spuren im Fokus

Prozessbeginn im Cold Case Sabine in Würzburg

Knapp 31 Jahre nach dem gewaltsamen Tod der 13-jährigen Sabine in Unterfranken hat vor dem Landgericht Würzburg der Prozess gegen einen 48-jährigen Mann begonnen. Der Mann steht unter dringendem Mordverdacht, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Mädchen im Dezember 1993 auf einem Reiterhof in Karlstadt-Wiesenfeld getötet zu haben. Zu den Vorwürfen schweigt der Angeklagte.

Der Fall Sabine gilt als Cold Case. Die Leiche des Mädchens wurde kurz nach ihrem Verschwinden in einer Güllegrube entdeckt. Sabine wurde am 15. Dezember 1993 zuletzt lebend gesehen, so der Bayerische Rundfunk (BR). Zeugen gaben an, Hilfeschreie gehört zu haben. Zwei Tage später fand man ihre Leiche. Die Obduktion ergab, dass sie erwürgt und sexuell missbraucht wurde. Zusätzlich wurde ein schweres Schädel-Hirn-Trauma festgestellt.

Die anfänglichen Ermittlungen blieben erfolglos. Erst neue DNA-Analysen im Jahr 2021 führten zu dem nun Angeklagten. An der Kleidung des Opfers, unter anderem Sperma, fanden sich DNA-Spuren des Mannes, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach betonte in seinem Plädoyer die eindeutige Spurenlage: „Überall ist der Angeklagte Spurenverursacher, und zwar zweifelsfrei.“ Er forderte neun Jahre Jugendstrafe. Auch der Anwalt der Schwester des Opfers, die als Nebenklägerin auftritt, plädierte auf Mord.

Wie der Tagesspiegel berichtet, appelliert der Vorsitzende Richter Thomas Schuster an den Angeklagten, zur Aufklärung des Verbrechens beizutragen. Für die Familie des Opfers sei die Wahrheit wichtiger als eine Gefängnisstrafe, betonte er. Der Verteidiger des Angeklagten, Hans-Jochen Schrepfer, sieht den Fall laut Tagesspiegel als einen „klassischen Indizienprozess“ und zweifelt an der Möglichkeit eines Mordnachweises.

RTL berichtet, dass es in diesem Fall bereits 1994 einen Verdächtigen gab, der vor Gericht stand, aber freigesprochen wurde. Dieser Mann kam später bei einem Autounfall ums Leben. Auch der Erbe des Reiterhofs geriet unter Verdacht, verstarb jedoch 2022. Kurz darauf brannte die Scheune des Hofes ab, in der Sabine mutmaßlich getötet wurde.

Da der Angeklagte zum Tatzeitpunkt minderjährig war, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bis Mitte 2025 sind rund 60 Verhandlungstage angesetzt, berichtet der BR. Das Urteil wird für den 20. Dezember erwartet. Laut Onetz sieht die Staatsanwaltschaft mehrere Mordmerkmale als erfüllt an, darunter Heimtücke, niedriger Beweggrund und die Verdeckung einer Straftat.

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