Die psychiatrische Behandlung von Geflüchteten in Deutschland ist ein vielschichtiges Thema, das sowohl humanitäre als auch gesellschaftliche Aspekte umfasst. Geflüchtete sind aufgrund ihrer Erfahrungen vor, während und nach der Flucht einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen ausgesetzt. Krieg, Verfolgung, Gewalt und der Verlust von Heimat und Familie können zu Traumata führen, die eine professionelle Behandlung erfordern. Wie die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) berichtet, leidet schätzungsweise jeder zweite erwachsene Geflüchtete unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder Depression.
Der Zugang zu psychiatrischer Versorgung gestaltet sich für Geflüchtete jedoch oft schwierig. Wie der Mediendienst Integration erläutert, ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung für Asylbewerber in den ersten 15 Monaten ihres Aufenthalts durch das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) stark eingeschränkt. Psychotherapie wird nur in Ausnahmefällen genehmigt, was lange Wartezeiten zur Folge haben kann. Auch nach 15 Monaten, wenn Geflüchtete Anspruch auf reguläre Kassenleistungen haben, bestehen weiterhin Hürden, wie die BPtK berichtet. Es mangelt an Therapieplätzen und an Therapeuten mit passenden Sprachkenntnissen. Die Kostenübernahme für Dolmetscher ist ebenfalls problematisch.
In Deutschland gibt es spezialisierte Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer, die eine wichtige Rolle in der Versorgung spielen. Wie vom Infodienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) berichtet, bieten diese Zentren traumafokussierte Therapien an, wie zum Beispiel die Narrative Expositionstherapie (NET). Diese Therapieform hat sich als wirksam bei der Behandlung von PTBS erwiesen, insbesondere bei Menschen mit vielfältigen traumatischen Erfahrungen. Dennoch können die spezialisierten Zentren den Bedarf nicht vollständig decken. Wie der Mediendienst Integration berichtet, konnten im Jahr 2014 nur etwa sechs Prozent der Patienten der Psychosozialen Zentren an niedergelassene Therapeuten vermittelt werden.
Um die Situation zu verbessern, sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Die BZgA betont die Notwendigkeit, Geflüchtete in das reguläre Gesundheitssystem zu integrieren und den Zugang zu Psychotherapie zu erleichtern. Die Kostenübernahme für Sprachmittlung sollte gewährleistet sein und die Aus- und Weiterbildung von Therapeuten im Bereich der interkulturellen Psychotherapie gestärkt werden. Initiativen wie das Projekt REFUGEEUM, das von der Universität Hamburg in Kooperation mit dem Verein SEGEMI entwickelt wurde, bieten Geflüchteten Informationen und Selbsthilfestrategien in ihrer Muttersprache, wie auf deutschland.de beschrieben wird. Auch Forschungsprojekte wie "MentalHealth4Refugees" suchen nach neuen Wegen, um die Behandlung von Geflüchteten zu verbessern, indem sie beispielsweise kultursensible Interventionen entwickeln und testen.
Die psychiatrische Versorgung von Geflüchteten in Deutschland steht vor zahlreichen Herausforderungen:
* Eingeschränkter Zugang zur Gesundheitsversorgung in den ersten 15 Monaten * Mangel an Therapieplätzen und Therapeuten mit Sprachkenntnissen * Problematische Kostenübernahme für Dolmetscher * Kulturelle und sprachliche BarrierenMögliche Lösungsansätze:
* Integration von Geflüchteten in das reguläre Gesundheitssystem * Ausbau der Therapieplätze und Förderung von Sprachkenntnissen bei Therapeuten * Sicherstellung der Kostenübernahme für Sprachmittlung * Entwicklung und Umsetzung kultursensibler Therapieangebote * Stärkung der interkulturellen Kompetenz im Gesundheitswesen