19.10.2024
Renaturierung im Drömling: Ein Zusammenspiel von Mensch und Natur

Biosphärenreservat Drömling: Das Wasser kam immer zurück

Das UNESCO-Biosphärenreservat Drömling, ein Gebiet von etwa 340 Quadratkilometern, erstreckt sich über die Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Ursprünglich war dieses Gebiet ein Sumpf, das für die Landwirtschaft kaum nutzbar war. Die Umwandlung in eine Kulturlandschaft begann im 18. Jahrhundert auf Anordnung von Friedrich dem Großen, der umfangreiche Maßnahmen zur Kultivierung und Umsiedlung anordnete. Vor 235 Jahren war die Region von Erlenbrüchen und Eschenwäldern geprägt, die heute in der Kernzone des Reservats zu finden sind.

Die Herausforderungen der landwirtschaftlichen Nutzung wurden besonders deutlich, als die Industrialisierung der Landwirtschaft einsetzte. Die Einführung von immer größeren Maschinen führte dazu, dass viele landwirtschaftliche Geräte im Drömling stecken blieben. Um die Bewirtschaftung zu verbessern, wurden aufwendige Meliorationsmaßnahmen ergriffen, die jedoch immer wieder an ihre Grenzen stießen. Um ein Stück Land bewirtschaften zu können, mussten pro Quadratkilometer bis zu vierzig Kilometer Wasserläufe angelegt werden. Diese Herausforderungen wurden besonders durch die Methoden des Landwirts Theodor Hermann Rimpau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sichtbar, der im Niedermoor ein ausgeklügeltes Grabensystem entwickelte.

Im 21. Jahrhundert bedeutet Renaturierung im Drömling, dass diese kleinteilige Art der Landbewirtschaftung bewahrt wird. Dies stellt ein Dokument des Erfindungsreichtums der Menschen dar, die über Jahrhunderte hinweg versucht haben, der Natur Raum abzuringen. Trotz der Erfolge in der Landwirtschaft blieb die Wildnis ein ständiger Begleiter. Das Wasser kam immer zurück, und es war notwendig, es ständig umzuleiten und den Wasserstand zu regulieren.

Die Bedeutung der Renaturierung

Die Schönheit der unberührten Natur im Drömling ist bis heute erhalten geblieben. Besonders im Forstrevier Kaiserwinkel, das zur Verwaltung Graf von der Schulenburg gehört, zeigt sich die Artenvielfalt der Region. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen verfolgt der Betrieb ein Konzept, das sowohl die Forstwirtschaft als auch die Jagd berücksichtigt. Günther Graf von der Schulenburg und sein Sohn Leopold diskutieren häufig über die Zukunft des Waldbaus und die Artenvielfalt auf ihrem Besitz.

Die Geschichte des Naturschutzes in dieser Region reicht weit zurück und begann nicht erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Bereits 1968 wurde der Ornithologe Rudolf Berndt beauftragt, einen Entwicklungsplan für den Drömling zu erstellen, um den Natur- und Artenschutz zu fördern. In diesem Plan wies Berndt auf die Gefahren hin, die durch den Bau des Elbe-Seitenkanals entstanden, und warnte vor dem Verlust von Kranichbrutplätzen in Niedersachsen.

Die Herausforderungen der Wasserregulierung

Die innerdeutsche Grenze hatte bedeutende Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft im Drömling. Die niedersächsische Seite liegt höher als das Gebiet der ehemaligen DDR, was zu Konflikten über die Wasserableitung führte. Während der letzten DDR-Regierung wurden Kernzonen des heutigen Biosphärenreservats eingerichtet, was sich im Nachhinein als glückliche Fügung für die Renaturierung herausstellte.

Die Integration in das Biosphärenreservat erforderte die Zustimmung jeder einzelnen Kommune. Während einige Gemeinden in Niedersachsen zögerten, stimmten die ehemaligen DDR-Gemeinden eher zu, da die Enteignung der Bauern zu einem anderen Verhältnis zum Boden führte. Die Landwirtschaft in der DDR war stark kollektiviert, was die Integration in das Biosphärenreservat erleichterte.

Die Zukunft des Biosphärenreservats

In den letzten Jahren hat das Biosphärenreservat Drömling an Bedeutung gewonnen. Die Renaturierung und der Naturschutz stehen im Mittelpunkt der Bemühungen, die Biodiversität zu fördern und die natürlichen Lebensräume zu schützen. Projekte zur Wiederherstellung der Aller und zur Verbesserung des Hochwasserschutzes sind in Planung. Die Herausforderungen des Klimawandels und der Wasserbewirtschaftung erfordern neue Ansätze und Lösungen, um die einzigartige Landschaft des Drömlings zu bewahren.

Die Region bleibt ein wichtiges Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Durch die Anhebung des Wasserspiegels in den letzten Jahren konnte die Situation für viele Arten verbessert werden. Der Drömling ist nicht nur ein Ort von großer ökologischer Bedeutung, sondern auch ein Beispiel für die Herausforderungen und Chancen, die die Renaturierung mit sich bringt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Biosphärenreservat Drömling ein faszinierendes Beispiel für die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur darstellt. Die Geschichte der Region, die Herausforderungen der Landwirtschaft und die Bemühungen um den Naturschutz sind eng miteinander verknüpft und zeigen, wie wichtig es ist, ein Gleichgewicht zwischen menschlichen Bedürfnissen und dem Schutz der Natur zu finden.

Quelle: F.A.Z.

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