19.10.2024
Rheinland-Pfalz stärkt die europäischen Partnerschaften

Rheinland-Pfalz will Regionen-Partnerschaften ausbauen

Der Landtag von Rheinland-Pfalz hat angekündigt, die bestehenden Partnerschaften mit den Regionen Burgund-Franche-Comté in Frankreich, Oppeln in Polen und Mittelböhmen in Tschechien weiter auszubauen. Landtagspräsident Hendrik Hering betonte, dass es in der heutigen Zeit besonders wichtig sei, die Begeisterung für Europa zu fördern. Dies sei nicht nur eine Frage der politischen Zusammenarbeit, sondern auch der kulturellen und sozialen Vernetzung.

Intensivierung der Schulpartnerschaften

Ein zentrales Anliegen ist die Intensivierung von Schulpartnerschaften, insbesondere mit den Regionen Oppeln und Mittelböhmen. Hering äußerte den Wunsch nach einem verstärkten Austausch junger Menschen, einschließlich Auszubildender. Ein neues Projekt, das unter dem Namen «Regionenbotschafter» läuft, ermöglicht es Freiwilligen, mehrere Monate in ihrem Heimatparlament zu arbeiten und anschließend in das Parlament der Partnerregion zu wechseln. Dies soll nicht nur den interkulturellen Austausch fördern, sondern auch das Verständnis für die jeweiligen politischen Systeme stärken.

Neue Austauschprojekte

Für den Herbst ist ein Austauschprogramm mit einer deutschsprachigen Kindertagesstätte in der Partnerregion Oppeln geplant. Ein Mitarbeiter aus Rheinland-Pfalz wird für ein halbes Jahr nach Oppeln entsandt, um bei der Vermittlung der deutschen Sprache zu helfen. Der Landtag Rheinland-Pfalz unterstützt dieses Vorhaben mit 500 Euro monatlich, während die Region Oppeln eine Unterkunft bereitstellt.

Historische Partnerschaften

Die Partnerschaft mit Burgund-Franche-Comté, die seit 1962 besteht, gilt als die älteste ihrer Art in Europa. Diese langjährige Verbindung hat den Grundstein für ein Netzwerk gelegt, das seit 2018 durch den Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/4er-Netzwerk strukturiert wird. Dieser Verband fungiert als Dachorganisation für Partnerschaften zwischen Kommunen, Verbänden, Institutionen und Schulen. Aktuell hat der Verband rund 550 Mitglieder, was einen bemerkenswerten Zuwachs darstellt, da seit 2018 etwa 40 neue Mitglieder hinzugekommen sind.

Partnerschaften im Detail

Der Landtag berichtet von insgesamt 150 Partnerschaften mit Kommunen in Burgund-Franche-Comté, 25 mit der Woiwodschaft Oppeln und zwei mit Kommunen in Mittelböhmen. Besonders die Partnerschaft mit Mittelböhmen birgt noch viel Potenzial, so Hering. Der Erfolg dieser Partnerschaften hängt jedoch stark von den individuellen Akteuren und den bestehenden Strukturen vor Ort ab.

Austauschprogramme für Auszubildende

Hering wies darauf hin, dass Studierende oft zahlreiche Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte haben, während Auszubildende in dieser Hinsicht oft benachteiligt sind. Dies führt zu einer gewissen Skepsis gegenüber Europa in dieser Altersgruppe. Um dem entgegenzuwirken, werden seit Jahren Treffen von Auszubildenden ähnlicher Berufe organisiert. Diese Initiativen sollen auch in den kommenden Jahren fortgeführt werden, um den Austausch und die Vernetzung zu fördern.

Begegnungen in Mainz

In dieser Woche finden in Mainz Treffen von Auszubildenden und Berufseinsteigern aus den Bereichen Musik, Gastronomie, Journalismus und Kommunikation statt. Am Mittwoch wird der Landtagspräsident mit angehenden Köchen kochen, um den interkulturellen Austausch zu fördern. Hering betonte, dass der gemeinsame Beruf oft über sprachliche Barrieren hinweghelfe und somit die Kommunikation erleichtere.

Nachwuchsförderung für Städtepartnerschaften

Ein weiterer Aspekt der Austauschprojekte ist die Nachwuchsförderung für die Organisation von Städtepartnerschaften. Angesichts des demografischen Wandels und der Tatsache, dass viele ältere Ehrenamtliche in den kommenden Jahren ausscheiden werden, ist es wichtig, neue engagierte Personen zu gewinnen. Hering verwies auf die Möglichkeit einer Kofinanzierung zivilgesellschaftlicher Projekte durch den Partnerschaftsverband sowie den Deutsch-Französischen Bürgerfonds.

Unterstützung für Ehrenamtliche

Die Unterstützung für Ehrenamtliche kann bereits bei scheinbar trivialen Dingen beginnen, wie der Finanzierung von Lizenzen für Videokonferenzen. Im Jahr 2023 wurden laut Landtag 103 Projekte mit rheinland-pfälzischer Beteiligung und einer durchschnittlichen Förderung von etwa 3.800 Euro durch den Bürgerfonds bewilligt. Die Zahl der geförderten Projekte in Rheinland-Pfalz hat sich in den letzten vier Jahren vervierfacht, was als positives Zeichen gewertet wird.

Die Bedeutung direkter Begegnungen

Hering betonte die Wichtigkeit direkter Begegnungen, die während der Corona-Pandemie oft zu kurz kamen. Diese persönlichen Kontakte sind entscheidend, um Vorurteile abzubauen und das Verständnis zwischen den Kulturen zu fördern. Hering berichtete von seinen eigenen Erfahrungen in Polen, wo persönliche Begegnungen dazu beigetragen haben, Ressentiments gegen Deutschland abzubauen.

Fazit

Die Bestrebungen von Rheinland-Pfalz, die Regionen-Partnerschaften auszubauen, sind Teil eines umfassenden Ansatzes zur Förderung des europäischen Gedankens. Durch den Austausch von Jugendlichen, die Intensivierung von Schulpartnerschaften und die Unterstützung von Ehrenamtlichen wird ein Netzwerk geschaffen, das nicht nur die politischen, sondern auch die kulturellen und sozialen Verbindungen zwischen den Regionen stärkt.

Die Initiative des rheinland-pfälzischen Landtags könnte als Modell für andere Bundesländer dienen, die ebenfalls an einer intensiveren Zusammenarbeit mit europäischen Partnerregionen interessiert sind. In einer Zeit, in der europäische Zusammenarbeit und Solidarität wichtiger denn je sind, könnte Rheinland-Pfalz eine Vorreiterrolle einnehmen.

Quelle: dpa

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