20.10.2024
Roms Kampf gegen den Müll Neue Wege aus der Dauerkrise

Italien: Die Lösung für Roms ewiges Problem

Roms Umgang mit Müll ist seit Jahren ein Politikum und sorgt international für Schlagzeilen. Die ehemalige Bürgermeisterin Virginia Raggi scheiterte mit ihren Versuchen, die Müllkrise in den Griff zu bekommen. Nun setzt ihr Nachfolger, Roberto Gualtieri, auf ein Müllkraftwerk als Lösung für die chronischen Probleme der italienischen Hauptstadt. Doch der Plan ist umstritten.

„Die Schande einer Stadt wird überwunden, die ihre Abfälle nicht korrekt entsorgen kann“, verkündete Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri Anfang der Woche und präsentierte seinen Plan: den Bau eines Müllkraftwerks. Für die Ewige Stadt, die jährlich rund 16 Millionen Tonnen Müll produziert, wäre dies ein Meilenstein. Denn seit der Schließung der Deponie Malagrotta im Jahr 2013 wird der Abfall der römischen Bevölkerung aufwendig und teuer ins Ausland exportiert. Ein Zustand, der die Stadt jährlich rund 600 Millionen Euro kostet, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Doch Gualtieris Pläne stoßen auf Widerstand. Umweltschützer und Politiker der Fünf-Sterne-Partei kritisieren den Bau eines Müllkraftwerks als unökologisch und ineffektiv. Sie sprechen von einem „Ökomonster“, das die Luft verpeste und die Gesundheit der Bevölkerung gefährde. Stattdessen fordern sie eine hundertprozentige Mülltrennung und eine Reduktion des Abfallaufkommens.

Die Römer zahlen für die derzeitige Situation mit den höchsten Müllgebühren Italiens. Immer wieder kommt es zu Problemen bei der Abfallentsorgung. Streiks oder technische Probleme in den Müllbetrieben der Region Latium führen dazu, dass die in Roms Wappenfarbe lackierten Müllwagen der Stadtreinigung Ama nicht entladen können. Die Folge: In den Straßen stapeln sich die Müllsäcke, der Gestank ist unerträglich und lockt Ratten, Möwen und sogar Wildschweine an.

Die Schließung der Deponie Malagrotta im Jahr 2013 nach rund 40 Jahren Betrieb war unausweichlich. Die Deponie, eine der größten Europas, war mit 250 Hektar Fläche restlos überfüllt und entsprach nicht mehr den EU-Normen. Doch ein Ersatz für die Entsorgung des täglich anfallenden Mülls war nicht vorhanden. Jahrelang hatte die Politik kein tragfähiges Konzept entwickelt.

Die Folgen der jahrzehntelangen Vernachlässigung des Müllproblems sind gravierend. Giftige Stoffe aus der ehemaligen Deponie Malagrotta sind ins Grundwasser gelangt und gefährden die Gesundheit der Anwohner. Der Prozess der Sicherung und Sanierung der Deponie wird sich noch bis 2027 hinziehen und den italienischen Staat 250 Millionen Euro kosten.

Auch Bürgermeister Gualtieri sprach sich zunächst gegen den Bau eines Müllkraftwerks aus. Doch nach Gesprächen mit Experten änderte er seine Meinung. Ein modernes Müllkraftwerk sei notwendig, um das EU-Ziel der Abschaffung aller Deponien zu erreichen und die hohen Kosten für den Müllexport zu senken. Um sein Projekt durchzusetzen, musste Gualtieri seine besonderen Vollmachten als Kommissar für das Heilige Jahr 2025 nutzen.

Ob das geplante Müllkraftwerk tatsächlich die Lösung für Roms Müllproblem ist, bleibt abzuwarten. Die Gegner des Projekts bezweifeln, dass die Anlage die versprochene Entlastung bringen wird und befürchten negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Die Römer hingegen hoffen auf ein Ende der jahrelangen Misere und eine saubere Stadt.

Quellen:

    - https://www.sueddeutsche.de/politik/rom-muell-umweltschutz-lux.3SaLktgkoctKfmuJ9B7dGb - https://web.de/magazine/panorama/muellproblem-rom-tragoedie-stinkenden-strassen-39183346 - https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stichwahl-in-italien-roms-untergang.a3a093f1-138c-4200-ab01-647b410b4a12.html - https://www.luzernerzeitung.ch/international/italien-neustart-fuer-die-dreckigste-tourismusmetropole-der-welt-rom-wirft-seine-buergermeisterin-raus-ld.2198087 - https://www.dw.com/de/putzplan-soll-rom-sauberer-machen/a-60282475 - https://www.nzz.ch/feuilleton/rom-wie-der-tourismus-die-ewige-stadt-veraendert-ld.1836003
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