3.12.2024
Schach WM 2024: Gukeshs Kampfgeist gegen Dings Formschwäche

Spannung bei der Schach-WM 2024: Gukesh fordert Ding Liren heraus

Auf Sentosa, einer Insel vor Singapur, findet die Schach-WM 2024 statt. Der amtierende Weltmeister Ding Liren aus China trifft auf den 18-jährigen Herausforderer Dommaraju Gukesh aus Indien. Nach sechs Partien steht es 3:3. Ding Liren, der laut F.A.Z. mit Schlafstörungen und Depressionen zu kämpfen hat, zeigt sich nicht in Bestform, die ihm 2023 den Titelgewinn gegen Jan Nepomnjaschtschi ermöglichte.

Die sechste Partie illustriert Dings aktuelle Verfassung. Er erspielte sich zwar aus der Eröffnung eine vorteilhafte Position mit einem Freibauern, konnte diese aber nicht in einen Sieg ummünzen. Stattdessen offerierte er Gukesh durch wiederholtes Angreifen der gegnerischen Dame ein Remis. Überraschenderweise lehnte Gukesh ab, obwohl seine Dame auf h4 objektiv schlechter positioniert war. Der ungarische Großmeister Péter Lékó, WM-Herausforderer von 2004, deutete Gukeshs Zug als Zeichen seines Kampfgeistes (F.A.Z.). Gukesh selbst erklärte später, er sei sich seiner schlechteren Stellung nicht bewusst gewesen und habe keinen Grund für ein Remis gesehen. Dieser Kampfgeist und das Vertrauen in gute Züge erinnern an Bobby Fischers Aussage: „Ich glaube nicht an Psychologie, ich glaube an gute Züge.“

Schon in der fünften Partie bewies Gukesh seine Risikobereitschaft, indem er einen Turmabtausch vermied und Ding die Möglichkeit zu einem Bauerngewinn gab. Ding nutzte diese Chance jedoch nicht, sondern opferte selbst einen Bauern, um ein Remis zu sichern. Ein ähnliches Szenario wiederholte sich in der zweiten und vierten Partie, die ebenfalls remis endeten. Die taz analysiert Dings Form und sieht ihn im Vergleich zum favorisierten Gukesh als Außenseiter. Dings Formkrise wird durch seine siebte Niederlage bei der Schacholympiade in Budapest gegen den Vietnamesen Le Quang Liem unterstrichen. Laut taz gewann Ding keine seiner acht Partien bei der Olympiade.

Gukeshs aggressives Spiel und sein Selbstvertrauen stehen in starkem Kontrast zu Dings momentaner Unsicherheit. Der junge Inder hat durch seine kämpferische Spielweise einen rasanten Aufstieg in die Weltspitze geschafft. Es bleibt abzuwarten, ob Gukesh den WM-Kampf als weitere Lernmöglichkeit betrachtet oder ob er Ding seinen Willen aufzwingen will. Die F.A.Z. zitiert Gukeshs Aussage vor dem Match, dass er auf gute Züge anstatt auf Psychologie setze. Die aktuelle Situation deutet jedoch darauf hin, dass auch psychologische Faktoren eine Rolle spielen. Ding scheint auf ein Stechen zu hoffen, bei dem seine Erfahrung im Schnellschach von Vorteil sein könnte, so die F.A.Z..

Das Traunsteiner Tagblatt berichtet, dass auch die sechste Partie remis endete und das Duell weiterhin ausgeglichen ist. Sollte es nach 14 Partien unentschieden stehen, wird ein Stichkampf im Schnellschach über den Weltmeistertitel und das Preisgeld von 2,5 Millionen Dollar entscheiden. Der Standard berichtet, dass Ding Liren die erste Partie mit Schwarz souverän gewinnen konnte.

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