Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 kochte die Stimmung hoch. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, entlud sich der Frust der Mitglieder über die prekäre Lage des Vereins in teils heftiger Kritik an der Clubführung. Aufsichtsratschef Axel Hefer und Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann sahen sich mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert.
Die Versammlung, die über sechs Stunden dauerte, spiegelte die düstere Realität des hoch verschuldeten und abstiegsbedrohten Zweitligisten wider. Ein Mitglied brachte die Stimmung auf den Punkt: „Ich weiß gar nicht, wie Sie an Ihren Job gekommen sind. Herr Tillmann, werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht und treten Sie zurück?“ Dieser Tenor, der die Kompetenz von Vorstand und Aufsichtsrat in Frage stellte, zog sich durch viele Wortmeldungen.
Hefer und Tillmann reagierten auf die Kritik überwiegend ruhig und sachlich. Tillmann, der erst seit Jahresbeginn im Amt ist und von seinem ehemaligen Trivago-Kollegen Hefer nach Schalke geholt wurde, betonte: „Ich verstehe die Kritik und hinterfrage mich ständig selbst.“
Tillmann räumte die sportliche Misere ein: „Wir drohen, im Mittelmaß der 2. Liga zu versinken.“ Die Verantwortung dafür wies er jedoch größtenteils der vorherigen sportlichen Leitung zu, insbesondere dem im September entlassenen Sportchef Marc Wilmots. „Marc Wilmots war und bleibt eine Legende als Spieler. Im Management hat es nicht funktioniert“, so Tillmann. Auch Hefer bezeichnete die Verpflichtung von Wilmots als Fehler.
Der Vorstandsvorsitzende richtete zudem eine klare Botschaft an die nicht anwesende Mannschaft und Trainer Kees van Wonderen: „Die nächsten fünf Spiele bis zur Winterpause sind sehr wichtig. Das weiß der Trainer, das weiß die Mannschaft.“ Eine Herausforderung, denn drei der kommenden Gegner gehören zur Spitzengruppe der 2. Liga: der Hamburger SV, der SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf.
Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers informierte die rund 6000 anwesenden Mitglieder über die finanzielle Situation. Trotz gesunkener Verbindlichkeiten belaufen sich diese immer noch auf 162 Millionen Euro. Jährlich muss der Club 16 Millionen Euro für Tilgung und Zinsen aufbringen. „Das ist ein durchschnittlicher Zweitligakader. Das heißt, wir bezahlen derzeit einen Kader extra“, verdeutlichte Hefer die Belastung.
Um die finanzielle Lage zu verbessern, soll eine Fördergenossenschaft gegründet werden, mit der 50 Millionen Euro Eigenkapital generiert werden sollen. Ab Januar können die rund 190.000 Mitglieder Anteile an der Veltins-Arena für je 250 Euro erwerben. Der Erlös soll primär zur Schuldentilgung verwendet werden. Dieser Plan stieß auf wenig Widerstand.
Rühl-Hamers kündigte außerdem an, nach der Erhöhung der Tageskartenpreise zur kommenden Saison auch die Dauerkartenpreise anzuheben.
Quellen: