15.10.2024
Scharia-konforme Finanz-App in London löst Kontroverse aus

Islamisten als Werbegesichter: Kontroverse um Scharia-konforme Finanz-App in London

In London sorgt eine Werbekampagne für die Finanz-App Wahed für Aufsehen und Kritik. Die App, die sich auf Scharia-konforme Finanzprodukte spezialisiert, wirbt mit prominenten Gesichtern aus der islamistischen Szene, was bei vielen Londonern auf Unverständnis stößt.

Die Plakate zeigen zum einen Ismail ibn Musa Menk, bekannt als „Mufti Menk“, einen islamischen Prediger, der international durch seine hetzerischen Reden bekannt geworden ist. Zum anderen ist der russische Kampfsportler Chabib Nurmagomedow zu sehen, der enge Verbindungen zum tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow pflegt. Beide Männer sind dafür bekannt, homophobe Ansichten zu vertreten und Gewalt zu befürworten.

Die Werbekampagne hat eine Debatte über die Grenzen der freien Meinungsäußerung und die Verantwortung von Unternehmen bei der Auswahl ihrer Werbepartner ausgelöst. Kritiker werfen Wahed vor, mit der Kampagne extremistisches Gedankengut zu fördern und die Gefühle von Minderheiten zu verletzen. Befürworter hingegen argumentieren, dass die Meinungsfreiheit auch für kontroverse Ansichten gelte und dass Wahed das Recht habe, seine Zielgruppe selbst zu wählen.

Die für die Vergabe der Werbeflächen zuständige Behörde Transport for London, die dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan untersteht, gerät ebenfalls in die Kritik. Die konservative Stadträtin Susan Hall warf der Behörde Doppelmoral vor, da sie in der Vergangenheit bereits Werbung aus nichtigen Gründen verboten habe, während sie nun Werbung mit Islamisten dulde.

Die Kontroverse um die Wahed-Kampagne wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Bedeutung von islamischen Finanzprodukten und die Herausforderungen, die sich daraus für westliche Gesellschaften ergeben. Während die Scharia-konforme Finanzwirtschaft für Muslime eine wichtige Alternative zu traditionellen Bankprodukten darstellt, die oft im Widerspruch zu islamischen Zinsverboten stehen, wirft die Verbindung von Finanzprodukten mit extremistischen Ideologien ernste Fragen auf.

Es bleibt abzuwarten, ob die Kontroverse um die Wahed-Kampagne zu einem Umdenken bei der Auswahl von Werbepartnern führen wird. Klar ist jedoch, dass die Debatte über die Grenzen der freien Meinungsäußerung und die Verantwortung von Unternehmen im digitalen Zeitalter weitergehen wird.

Quelle: F.A.Z. (https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/islamisten-werben-in-london-fuer-sharia-konforme-finanz-app-110047964.html)

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