Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich in einem Interview mit dem Stern offen für eine erneute Koalition mit der FDP gezeigt, trotz der Differenzen mit FDP-Chef Christian Lindner, die zum Bruch der Ampel-Koalition führten. Wie die Zeit berichtet, antwortete Scholz auf die Frage nach einem möglichen Bündnis mit der FDP „eventuell ohne Parteichef Lindner“: „Ich habe nichts Generelles gegen die FDP. (...) Die Bürger entscheiden, und wir Politiker müssen mit dem Ergebnis umgehen.“ (ZEIT). Scholz signalisiert damit, dass er sich alle Optionen für die Regierungsbildung offenhält und die Wähler letztendlich entscheiden.
Ein Bündnis mit der AfD schloss Scholz weiterhin kategorisch aus. Eine Koalition mit dem BSW von Sahra Wagenknecht bezeichnete er angesichts deren außenpolitischer Positionen als „schwer vorstellbar“. Saarbrücker Zeitung und Esslinger Zeitung erinnern daran, dass der Streit zwischen Scholz und Lindner über den Haushalt 2025 zur Entlassung Lindners und dem Ende der Ampel geführt hatte. In der darauffolgenden öffentlichen Debatte über die Verantwortung für das Scheitern der Koalition stellte Scholz indirekt die politische Reife der FDP in Frage.
Lindner reagierte auf Scholz' Äußerungen mit der Bekräftigung seiner Präferenz für eine Zusammenarbeit mit CDU/CSU. „Unter Demokraten muss man koalitionsfähig sein. Programm und Stil der Scholz-SPD überzeugen mich aber nicht“, schrieb er auf der Plattform X. Er sieht die SPD nach über zwanzig Jahren Regierungsbeteiligung in der Verantwortung für die aktuelle Situation des Landes und bezeichnet Schwarz-Gelb als die beste Option. Die FDP kämpft derzeit um den Wiedereinzug in den Bundestag und liegt in Umfragen bei lediglich 3 bis 4 Prozent. Bisher gibt es von Seiten der Union keine Signale für eine Unterstützung der FDP. Beim Dreikönigstreffen warnte Lindner vor einer „Ampel light“ in Form einer Schwarz-Grünen oder Schwarz-Roten Koalition (Focus).
Laut aktuellen Umfragen ist die Ampel selbst bei einem Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde durch die FDP weit von einer Regierungsmehrheit entfernt. Die SPD erreicht Werte zwischen 14 und 18 Prozent, die Grünen zwischen 12 und 14 Prozent (Focus, Saarbrücker Zeitung, Esslinger Zeitung). Im RTL/ntv-Trendbarometer konnte die Union um einen Prozentpunkt auf 32 Prozent zulegen, während die SPD ebenfalls einen Punkt auf 17 Prozent gewann. Die Grünen verloren einen Punkt und stehen bei 12 Prozent. AfD (19 Prozent), BSW (4 Prozent) und FDP (3 Prozent) blieben unverändert, die Linke fiel auf 3 Prozent zurück (Focus).
Neben der Koalitionsfrage bestimmen weitere Themen den Wahlkampf. Ein überraschendes Plakatierungsverbot in Düsseldorf sorgte für Unmut bei den Parteien (Focus). Auch die Diskussion um die Verteidigungsausgaben und eine mögliche Erhöhung auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wie von Robert Habeck gefordert, ist kontrovers. Scholz kritisierte diesen Vorschlag als „unausgegoren“ (Focus, Welt). Quellen: