19.10.2024
Sean Penn im Interview: Erfahrungen im Ukrainekrieg und persönliches Glück

Sean Penn im Gespräch über Ukrainekrieg und persönliches Glück

Der Hollywoodstar ist gerade in gleich zwei Filmen zu sehen. Wir sprechen mit ihm über seine Erfahrungen im Ukrainekrieg, was er am Leben schätzt – und welche Gedanken ihn quälen. Sean Penn ist ein Mann, der immer hingeschaut hat, wenn es unangenehm wird. Er ist nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti 2010 mit 300.000 Toten kurzerhand vor Ort, um zu helfen. Aus geplanten zwei Wochen wurden neun Monate – und bis heute 13 Jahre. Er berichtete über Wahlen in Iran und zuletzt in „Superpower“ über den Angriff der Russen in der Ukraine. Im Interview wirkt der 63 Jahre alte Sean Penn oft wie ein Berserker, aber nicht nur sein Engagement zeigt, dass dahinter ein ganz anderer Mensch steckt. Kaum hat er sich hingesetzt, bittet er darum, rauchen zu dürfen. Er trägt Jeans, T-Shirt, irgendeine Jacke – kein Outfit eines Stylisten. Der zweifache Oscarpreisträger wirkt aufgewühlt, verwundbar.

Über seine Erfahrungen im Ukrainekrieg

Sie haben über Wochen einen New Yorker Krankenwagen begleitet als Vorbereitung für eine Rolle als Notfallsanitäter in „Asphalt City“. Wie kamen Sie mit den Schusswunden, den Blutlachen, den Dramen, der Allgegenwart des Todes klar? Wie sich herausstellte, war nichts davon für mich neu – durch meine Zeit in Haiti. Ich stand mal mit Freunden zusammen, als einem von ihnen ins Gesicht geschossen wurde. Plötzlich übernimmt eine Funktionalität in dir das Steuer. Ich reagiere in solchen Situationen ganz gut, da tue ich das, was notwendig und sinnvoll ist. Oft braucht man nach so einem Einsatz auch einfach einen Drink. Etwas Neues, was mich schockiert hat, waren zwei ältere Damen, beide mit schweren Atemproblemen. Auf der Fahrt in die Klinik stellt sich heraus: Nicht die Lunge macht ihnen Probleme. Sondern ihre Einsamkeit.

Über seine Reaktion auf die älteren Damen

Was tut man da, was ist das Richtige? Soll ich die alte Dame in die Arme nehmen? Oder wäre sie empört? Wenn jemand einen Messerstich oder eine Schussverletzung hat, weißt du zumindest, was zu tun ist – Druckverband, Gliedmaße abbinden, ab in die Klinik. Da hast du keine Gefühle, da hast du gar nicht die Zeit dazu.

Über seine Erfahrungen in der Ukraine

Die Erlebnisse in der Ukraine waren lebensverändernd. Ich wache seitdem jeden Morgen mit dem Gedanken auf, dass ich das Leben so verdammt liebe, und in dem Bewusstsein, dass wir nicht viel Lebenszeit haben. Dass es eine heilige Pflicht ist, es zu schätzen. Vielleicht macht das alles schon Sinn, jedenfalls innerhalb dessen, was ich für mein Leben beurteilen kann.

Über die Mühsal des Alltags

Natürlich relativiert sich das angesichts der Tatsache, dass wir auf der Erde nur sehr kurz geduldete Touristen sind.
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