Der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger, bekannt für seine humorvollen Beobachtungen des Alltags, hatte auch in der DDR Auftritte. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Interview mit Steinberger berichtet, wurde er von der staatlichen Rundfunkgesellschaft zur Samstagabendshow „Ein Kessel Buntes“ eingeladen. Zusätzlich zu seinem Auftritt in der populären Fernsehsendung spielte er auch an fünf Abenden im Berliner Kabarettlokal „Distel“. Steinbergers Lebenslauf auf seiner Webseite bestätigt seine Auftritte in der DDR, erwähnt aber nicht explizit "Ein Kessel Buntes" oder die "Distel". Die Wikipedia-Episodenliste von „Ein Kessel Buntes“ listet zwar zahlreiche Künstler der damaligen Zeit auf, Steinbergers Name taucht dort allerdings nicht explizit auf. Laut der Luzerner Zeitung hatte die Schweiz frühzeitig Kontakt mit der DDR aufgenommen, was zu diplomatischen Verstimmungen führte, die erst in den 1970er Jahren beigelegt wurden.
Obwohl ihm eine große Tournee durch die DDR angeboten wurde, lehnte Steinberger diese ab. Wie er der FAZ erklärte, bemerkte er, dass bei seinen Auftritten hauptsächlich Parteifunktionäre im Publikum saßen, für die er nicht spielen wollte. Ein weiterer Grund für seine Ablehnung war die ständige Überwachung durch eine russische Agentin, die ihn, so Steinberger, als „verdammten Kapitalisten“ bezeichnete. Die FAZ berichtet weiter, dass Steinberger die Hälfte seiner Gage in der DDR ausgeben musste. Dieses Geld verteilte er an Mitarbeiter des Fernsehsenders, die ihm von ihren finanziellen Schwierigkeiten berichtet hatten. Laut Tovi Records erschien 1978 in der DDR eine Schallplatte mit dem Titel „Emil“, die Aufnahmen von Steinbergers Bühnenprogramm enthielt.
Jahre nach der Wende tourte Steinberger durch die neuen Bundesländer. Wie die FAZ berichtet, war die Resonanz überwältigend und alle Vorstellungen waren ausverkauft. Das Publikum, so Steinberger, habe ihn wie eine „Fata Morgana“ wahrgenommen. Der Bund berichtet über den Dokumentarfilm „Typisch Emil“, der Steinbergers Karriere Revue passieren lässt und auch seine schwierige Beziehung zu seinen Eltern thematisiert, die seine künstlerische Laufbahn nicht anerkannten.
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