19.10.2024
Reform und Widerstand: Der Deutsche Synodale Weg im Spannungsfeld
Der Synodale Weg, ein innerkirchlicher Reformprozess, der seit 2019 in der katholischen Kirche in Deutschland stattfindet, steht vor Herausforderungen. Auslöser des Prozesses war der sexuelle Missbrauchsskandal, der eine tiefe Krise innerhalb der Kirche offenbarte und die Notwendigkeit struktureller Veränderungen hervorhob. Die vier zentralen Themenbereiche des Synodalen Weges sind Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, priesterliche Existenz heute, die Rolle der Frauen in der Kirche und das Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft. Die jüngsten Ereignisse um den Synodalen Weg zeigen, dass der Dialog zwischen den deutschen Bischöfen und dem Vatikan von Spannungen geprägt ist. Eine jüngste Intervention des Vatikans, die auf ein Schreiben von fünf deutschen Ortsbischöfen folgte, hat für Aufregung gesorgt. Der Vatikan wendet sich gegen die Errichtung eines Synodalen Rats, einem zentralen Element des Synodalen Weges, in dem Bischöfe, Priester und Laien gemeinsam über Grundsatzfragen und Finanzmittel beraten und entscheiden sollten. Der Vatikan sieht darin eine Einschränkung der Autorität der Bischöfe und somit eine Gefährdung der Einheit der Gesamtkirche. Die Rückmeldung des Vatikans wurde von vielen Beteiligten des Synodalen Weges als enttäuschend und respektlos empfunden. Die Benediktinerin Philippa Rath, Mitglied im synodalen Ausschuss, nannte die Intervention respektlos und entwürdigend. Trotz der vatikanischen Vorbehalte halten die deutschen Bischöfe mehrheitlich an dem Reformvorhaben fest. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, plädiert für den Fortbestand des Synodalen Wegs und setzt sich für weitere Gespräche mit dem Vatikan ein, um die strittigen Punkte zu klären. Die Bedeutung des Synodalen Weges geht über die Grenzen Deutschlands hinaus. Die deutschen Bischöfe streben danach, die Ergebnisse des Synodalen Weges in den weltkirchlichen Diskurs einzubringen, insbesondere im Rahmen der für 2023 geplanten weltweiten Bischofssynode in Rom. Dennoch bleibt offen, inwieweit die deutschen Reformbestrebungen Akzeptanz in der Weltkirche finden werden. Auf der vierten Synodalversammlung in Frankfurt am Main wurden bereits wichtige Entscheidungen getroffen. Unter anderem sprachen sich die Delegierten für die lehramtliche Neubewertung von Homosexualität und für mehr Geschlechtergerechtigkeit aus. Zudem wurde die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses beschlossen, der die Weichen für die Einrichtung des Synodalen Rats stellen soll. Die fünfte und letzte Synodalversammlung findet im März 2023 statt. Hier soll über die finale Ausgestaltung des Synodalen Weges entschieden werden. Die Bischöfe und Laien stehen vor der großen Aufgabe, die Ergebnisse des Synodalen Weges so zu gestalten, dass sie sowohl dem Kirchenrecht entsprechen als auch der Autorität der Bischöfe in ihren Diözesen Rechnung tragen. Insgesamt zeigt sich in dem kontroversen Prozess des Synodalen Weges ein tiefgehender innerkirchlicher Konflikt um die Richtung der notwendigen Reformen. Während viele Katholikinnen und Katholiken in Deutschland Reformen fordern, tritt der Vatikan auf die Bremse. Die Zukunft des Synodalen Weges und seine Auswirkungen auf die katholische Kirche in Deutschland und weltweit bleiben abzuwarten.
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