9.11.2024
The Cure und das Spätwerk Songs of a Lost World
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Zuspitzung oder Parodie von Endzeitmusik? „Songs of a Lost World“ von The Cure

Die britische Band The Cure hat nach 16 Jahren Pause ihr neues Album „Songs of a Lost World“ veröffentlicht. Die Frage, die sich angesichts des Titels und der langen Wartezeit stellt, ist, ob das Werk eine Zuspitzung der für The Cure typischen Endzeitstimmung darstellt oder ob es ins parodistische abdriftet. Jan Wiele stellte in der F.A.Z. (09.11.2024) genau diese Frage in den Raum und verwies auf das Phänomen des "Spätwerks" in der Popmusik, das bei Künstlern wie Johnny Cash, Bob Dylan und Leonard Cohen zu beobachten war.

Robert Smith, Sänger und prägendes Mitglied von The Cure, befindet sich fraglos in seinem Spätwerk. Nach prägenden Alben wie „Pornography“, „Disintegration“ und „Wish“ wurden die Veröffentlichungszyklen länger und die Reaktionen der Fans, besonders auf das Album „4.13 Dream“ von 2008, fielen teilweise enttäuscht aus, wie Jan Wiele in der F.A.Z. anmerkt.

Bereits in den 90er Jahren sorgte die Band mit dem Hit „Friday I’m in Love“ für Irritationen bei den Anhängern der frühen, düsteren Phase. Der für The Cure typische Gothic-Sound, der sich in Stücken wie „At Night“, „A Forest“ oder „Lullaby“ manifestierte, schien mit der fröhlichen Stimmung des Hits unvereinbar. Diese Diskrepanz zwischen dem düsteren Image und dem eingängigen Popsong warf die Frage auf, ob Robert Smith, der stets im Vampir-Look auftritt, insgeheim vielleicht doch ein "Happy Goth" ist, wie Wiele in der F.A.Z. schreibt.

Der Nihilismus, dem sich die Band zeitweise verschrieben hatte, wird durch ein Zitat des Bassisten Simon Gallup verdeutlicht, der sich selbst um 1982 als „monstrous person“ bezeichnete und das nihilistische Lebensgefühl der Band mit den Worten „We sang ‚It doesn’t matter if we all die’, and that is exactly what we thought at the time“ beschrieb (F.A.Z., 09.11.2024).

„Songs of a Lost World“ scheint mit Textzeilen wie „This is the end of every song we sing“ und „It’s all gone, it’s all gone / I don’t belong here anymore / I will lose myself in time / It won’t be long/ Left alone with nothing / The end of every song” die Endzeitstimmung auf die Spitze zu treiben. Die Redundanz und Überdeutlichkeit könnten, wie Wiele in der F.A.Z. anmerkt, jedoch auch als Parodie auf die zahlreichen Endzeit-Werke der Popmusikgeschichte verstanden werden.

Musikalisch unterstreicht der bombastische Sound, besonders im zehnminütigen „Endsong“, die düstere Stimmung. Fans der Band werden Anklänge an frühere Melodien und Texte entdecken und die für The Cure typischen Gitarren-Arpeggien wiedererkennen (F.A.Z., 09.11.2024).

Trotz der Überkonzeptualisierung bietet das Album auch härtere Rocksongs wie „All I Ever Am“, die melodiöser und eingängiger sind. Von Gott ist, wie von Nihilisten nicht anders zu erwarten, keine Rede mehr. Die Frage, ob mit der Zeile „I’m whispering his name / He has to wake up“ doch eine höhere Macht gemeint ist, bleibt offen. Explizit thematisiert wird jedoch die Liebe, wenn auch in ihrer zerbrechlichen Form. „A Fragile Thing“ verkörpert das typische „Cure-Gefühl“ aus Hingabe und hoffnungsvollem Gesang, das vielleicht sogar auf der Tanzfläche seinen Platz finden könnte (F.A.Z., 09.11.2024).

Quellen:

  • F.A.Z.: Wiele, Jan. "Der alte Vampir fliegt nochmal." 09.11.2024. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pop/das-album-songs-of-a-lost-world-von-the-cure-110100383.html
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