Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, steht das Thomas-Mann-Jahr 2025 vor der Tür, und mit ihm rückt auch eine besondere Beziehung des Schriftstellers in den Fokus: seine unerwiderte Liebe zu dem Maler Paul Ehrenberg. Der Journalist Oliver Fischer hat dieser Verbindung ein Buch gewidmet, das unter dem Titel "Man kann die Liebe nicht stärker erleben" – einem Zitat Thomas Manns über Ehrenberg – erscheint.
Für Thomas Mann war Ehrenberg über mehrere Jahre das "Zentrum der Welt", wie Fischer es ausdrückt. Diese intensive Zuneigung spiegelte sich auch in Manns literarischem Schaffen wider. So soll Ehrenberg die Inspiration für Figuren wie Hans Hansen in "Tonio Kröger", Rudi Schwerdtfeger in "Doktor Faustus" und sogar Joseph im gleichnamigen Bibelroman gewesen sein (Zeit Online, 18.11.2024). Die unglückliche Liebe verfolgte Mann demnach bis ins Exil.
Fischers Buch zeichnet, so die dpa, nicht nur Ehrenbergs Rolle als literarische Muse nach, sondern beleuchtet auch dessen eigene Lebensgeschichte. Während Mann zu Ruhm und Reichtum gelangte, verlief Ehrenbergs Karriere als Maler deutlich weniger erfolgreich. Anfangs konnte er noch von seinen Tiermalereien leben, doch geriet später in finanzielle Schwierigkeiten und musste Mann um Unterstützung bitten. Sein künstlerisches Schaffen blieb letztlich regional begrenzt.
Die beiden Männer lernten sich 1899 in München kennen, als Mann an den "Buddenbrooks" arbeitete und Ehrenberg die Kunstakademie besuchte. Der 23-jährige Ehrenberg verkörperte eine jugendliche Unbeschwertheit, die Mann fehlte. Die dpa berichtet, dass Mann, der mit seiner Sexualität rang, für Ehrenberg ungewohnte Dinge tat, wie den Besuch von Bauernbällen und Operetten oder das Verfassen von schwärmerischen Gedichten.
Fischer beschreibt die Beziehung als asymmetrisch. Während Mann verdeckte homoerotische Gefühle hegte, sah Ehrenberg in ihm wohl eher einen guten Freund. Er liebte Frauen. Mann wiederum zeigte in der Beziehung, laut dpa, eine Mischung aus emotionaler Abhängigkeit und intellektueller Überlegenheit. Eine Widmung in den "Buddenbrooks", in der er Ehrenberg als "tapferen Maler" bezeichnete, dürfte dieser als herablassend empfunden haben.
Die Freundschaft endete spätestens mit Manns Heirat 1905. Auch Ehrenberg heiratete zweimal. Während er offenbar keine homosexuellen Beziehungen pflegte, fühlte sich Mann weiterhin zu jungen Männern hingezogen. Fischer geht in seinem Buch auch auf Ehrenbergs Malerei und seine zunehmend nationalistische politische Haltung ein, die ihn im Alter zur Anpassung an das NS-Regime führte.
Obwohl gut recherchiert, bleibt Ehrenberg laut dpa eine eher blasse Figur, die ohne ihre Verbindung zu Thomas Mann wohl in Vergessenheit geraten wäre.
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