Thüringen steht nach einem turbulenten Wahljahr 2024 erneut vor einer wichtigen Entscheidung: der Bundestagswahl. Wie die Zeit, unter Berufung auf die dpa, berichtet, findet die Wahl am kommenden Sonntag nach dem Ende der Ampel-Koalition und einem kurzen, intensiven Wahlkampf statt. Für viele Thüringer ist es bereits der vierte oder fünfte Urnengang innerhalb eines Jahres – nach Kommunalwahlen, Stichwahlen, Europa- und Landtagswahl.
Ob die Bundestagswahl als Stimmungstest für die neue Landesregierung aus CDU, BSW und SPD gewertet werden kann, ist fraglich. Der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz bezweifelt dies laut Zeitungsbericht. Bundesweite Themen und die Spitzenkandidaten der Parteien stünden im Vordergrund. Auch die starke Polarisierung des Wahlkampfes trage dazu bei, dass landespolitische Erwägungen in den Hintergrund treten.
Spannung verspricht die Wahl dennoch, insbesondere durch die Kandidatur prominenter Thüringer Politiker. Wie die Zeit berichtet, bewirbt sich der ehemalige Ministerpräsident Bodo Ramelow als Spitzenkandidat der Linken im Freistaat und strebt ein Direktmandat an. Gemeinsam mit Gregor Gysi und Dietmar Bartsch bildet er die sogenannte „Mission Silberlocke“, die der Linken mit drei Direktmandaten den Wiedereinzug in den Bundestag sichern soll. Auch Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Vize-Bundestagspräsidentin, kandidiert erneut und führt die Landesliste ihrer Partei an. Der ehemalige Ministerpräsident Thomas Kemmerich (FDP), der 2020 mit AfD-Stimmen ins Amt gewählt wurde und bei der Landtagswahl sein Mandat verlor, tritt ebenfalls als Direktkandidat an. Carsten Schneider (SPD), der nach der Wahl 2021 als Ostbeauftragter der Bundesregierung tätig war, strebt erneut ein Bundestagsmandat an. Sein Vorgänger in diesem Amt, Christian Hirte (CDU), ist Spitzenkandidat der CDU in Thüringen.
Insgesamt treten laut Zeit elf Parteien und mehrere Einzelbewerber zur Wahl an. Die knapp 1,7 Millionen Wahlberechtigten in Thüringen haben zwei Stimmen: eine für den Direktkandidaten im Wahlkreis und eine für eine Partei. In Thüringen gibt es acht Wahlkreise und 73 Direktkandidaten – 15 weniger als 2021. Eine besondere Situation ergibt sich im Wahlkreis Eisenach – Wartburgkreis – Unstrut-Hainich-Kreis. Der ehemalige AfD-Abgeordnete Klaus Stöber, der 2021 die meisten Erststimmen erhielt, tritt nun als Einzelbewerber an, nachdem er sich mit der AfD-Landesspitze überworfen hatte. Für die AfD, die vom Thüringer Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, kandidiert Stefan Möller, wie die Zeit berichtet.
Als besonders spannend gilt der Wahlkreis Erfurt – Weimar – Weimarer Land II, in dem unter anderem Ramelow, Göring-Eckardt, Schneider und Kemmerich antreten. Wie die Zeit berichtet, werden aufgrund der aktuellen Umfragewerte auch dem AfD-Kandidaten Alexander Claus Chancen eingeräumt. Die MDR-Berichterstattung beleuchtet zusätzlich die Wahlkampfstrategien der Direktkandidaten in Thüringen und bietet eine Übersicht über die Kandidaten in den einzelnen Wahlkreisen. Die Thüringer Allgemeine informiert allgemein über die Bundestagswahl 2025 in Thüringen.
Eine weitere Neuerung bei dieser Bundestagswahl ist die Änderung des Wahlrechts: Wahlkreissieger ziehen nicht mehr automatisch in den Bundestag ein, sondern benötigen dafür ausreichend Zweitstimmen ihrer Partei. Parteilos kandidierende Bewerber hingegen erhalten ein Mandat, wenn sie die meisten Erststimmen in ihrem Wahlkreis gewinnen.
Die CDU hofft auf ein besseres Ergebnis als 2021, als sie nur 16,9 Prozent der Stimmen erreichte. Auch für die AfD, die 2021 in Thüringen mit 24 Prozent deutlich über dem Bundesergebnis lag, könnte die Wahl Auswirkungen haben. Für das BSW, das bei der Landtagswahl 15,8 Prozent erreichte, ist es die erste Bundestagswahl. Die Linke kam 2021 auf 11,4 Prozent, die SPD auf 23,4 Prozent, die FDP auf 9,0 Prozent und die Grünen auf 6,6 Prozent.
Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-02/20/bundestagswahl-in-thueringen-polit-promis-und-afd-zank
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/bundestagswahl-kandidat-cdu-afd-spd-gruene-bsw-fdp-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wahlen/bundestagswahl/thueringen-wahlkreise-direktkandidaten-100.html
https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/bundestagswahl-2025-in-thueringen/