Die Frage, ob Musik beim Training förderlich oder hinderlich ist, wird kontrovers diskutiert. Die Marathonläuferin, Sportwissenschaftlerin und Biologin Laura Hottenrott vertritt die Ansicht, dass Musik beim Sport eher kontraproduktiv ist. "Mit Musik betrügt man sich selbst", erklärte sie in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Quelle: https://www.faz.net/aktuell/sport/sport-tipps/sport-tipps-richtiges-lauf-training-in-der-marathon-vorbereitung-110182630.html). Ihrer Argumentation zufolge überdeckt die Musik wichtige Körpersignale wie Atmung und Herzfrequenz, die für die korrekte Einschätzung der Belastung und des Tempos essenziell sind. Für Hottenrott bedeutet Laufen nicht nur Leistung, sondern auch die bewusste Wahrnehmung der eigenen Körperempfindungen.
Diese Position wird durch weitere Expertenmeinungen gestützt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, vergleicht die Ultraradfahrerin und Psychologin Jana Kesenheimer Sport mit Zähneputzen – eine notwendige Routine, die ohne Ablenkung effektiver durchzuführen ist. Auch im Spitzensport gibt es Beispiele für den bewussten Verzicht auf Musik. So berichtet die F.A.Z. über das Comeback der Skirennläuferin Lindsey Vonn nach einer schweren Verletzungspause und mit Knieprothese. Obwohl Musik im Training häufig zur Motivation eingesetzt wird, konzentriert sich Vonn im Wettkampf voll und ganz auf ihren Körper und die Strecke. Ein ähnliches Bild zeigt sich laut F.A.Z. im Skispringen, wo im Weltcup oft die erfahrenen Athleten die Nase vorn haben. Hier spielen Erfahrung und präzises Körpergefühl eine entscheidende Rolle, die durch Musik möglicherweise negativ beeinflusst werden könnten.
Demgegenüber steht die weit verbreitete Praxis, Musik als Motivationshilfe beim Sport zu verwenden. Viele Sportler empfinden Musik als rhythmische Unterstützung, die ihnen hilft, die Anstrengung besser zu bewältigen. Musik kann die Stimmung verbessern und die Konzentration, insbesondere bei monotonen Trainingsformen, fördern. Auch im Breitensport ist Musik allgegenwärtig, ob beim Joggen, im Fitnessstudio oder beim Radfahren.
Hottenrott sieht im Laufen ohne Musik zudem einen meditativen Aspekt. Die Beschäftigung mit den eigenen Gedanken, so Hottenrott, kann gerade in stressigen Zeiten helfen, abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen (Quelle: https://www.laufen-in-koeln.de/lik4.php?aid=A-14759). Sie betrachtet das Laufen ohne Ablenkung als Möglichkeit, im Hier und Jetzt zu sein und kreativen Gedanken Raum zu geben. Im Wettkampf, wo Musik meist verboten ist, sieht sie einen weiteren Nachteil: Wer im Training ständig Musik hört, wird im Wettkampf durch die plötzlich wieder präsenten Körpersignale irritiert.
Letztendlich hängt die Entscheidung, ob Musik beim Sport hilfreich ist oder nicht, von den individuellen Präferenzen und Zielen ab. Während die einen die Stille und den intensiven Kontakt zum eigenen Körper suchen, nutzen andere die motivierende Wirkung der Musik, um ihre Leistung zu steigern. Es gibt keine pauschale Antwort, und jeder Sportler muss für sich selbst herausfinden, welcher Ansatz am besten zu ihm passt.
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