October 4, 2024
Ubisoft und Tencent: Eine ungewisse Zukunft im Gaming-Sektor

Ubisoft: Übernahme durch Tencent rückt näher - droht dem Spieleentwickler das Delisting?

Der französische Videospielentwickler Ubisoft, bekannt für erfolgreiche Titel wie "Assassin's Creed" und "Far Cry", steht möglicherweise vor einer ungewissen Zukunft. Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, befindet sich die Gründerfamilie Guillemot in Gesprächen mit dem chinesischen Technologiekonzern Tencent über eine mögliche Übernahme.

Die Gerüchte über einen möglichen Aufkauf der ausstehenden Ubisoft-Aktien durch Tencent sorgten am Freitag für einen sprunghaften Anstieg des Aktienkurses um bis zu 30 Prozent. Dem Bericht zufolge befinden sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium, und es ist unklar, ob ein vollständiger Kauf und ein damit einhergehendes Delisting von der Pariser Börse tatsächlich stattfinden werden.

Ubisoft kämpft seit einiger Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten. Der Aktienkurs hat seit Anfang des Jahres mehr als die Hälfte seines Wertes verloren, und die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt derzeit bei 1,35 Milliarden Euro. Noch vor sechs Jahren wurde Ubisoft mit knapp über zehn Milliarden Euro bewertet.

Mehrere Faktoren haben zu dieser Entwicklung beigetragen. So enttäuschten die Verkaufszahlen von Ubisoft-Titeln wie der lang erwarteten Piraten-Simulation "Skull and Bones" und dem Abenteuerspiel "Star Wars Outlaws". Die kürzlich angekündigte Verschiebung des Titels "Assassin's Creed: Shadows" von November 2024 auf Februar 2025 sowie eine Korrektur der Umsatzprognosen nach unten führten zu einem historischen Kurssturz der Ubisoft-Aktie.

Die angespannte Situation hatte bereits im September den aktivistischen Investor AJ Investments auf den Plan gerufen. Dieser forderte den Verkauf von Ubisoft an Beteiligungsgesellschaften und ein Delisting, um das Unternehmen zu stabilisieren. Auch die Absetzung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Yves Guillemot wurde gefordert.

Die Guillemot-Familie hält laut Unternehmensangaben 20,5 Prozent der Stimmrechte an Ubisoft und ist damit größter Aktionär. Tencent hält bereits 9,2 Prozent der Stimmrechte und ist nach der Guillemot-Familie zweitgrößter Aktionär. Das chinesische Unternehmen hatte sich bereits vor einiger Zeit bei Ubisoft eingekauft und hält 49,9 Prozent an der Dachgesellschaft der Guillemots, allerdings ohne Stimmrechte.

Bereits 2022 gab es Spekulationen über ein mögliches Interesse von Beteiligungskapitalgesellschaften wie Blackstone oder KKR an Ubisoft. Um eine feindliche Übernahme abzuwehren, verkauften die Guillemots damals fast die Hälfte der Anteile ihrer Dachgesellschaft an Tencent. Mit dem Erlös sicherten sie sich die Stimmenmehrheit bei Ubisoft.

Sollte Tencent die ausstehenden Ubisoft-Aktien tatsächlich erwerben, wäre dies ein weiterer Schritt des chinesischen Konzerns, seinen Einfluss in der globalen Spieleindustrie auszubauen. Tencent hält bereits Anteile an zahlreichen Spieleentwicklern und -publishern weltweit, darunter Riot Games ("League of Legends") und Epic Games ("Fortnite").

Ob die Übernahmegespräche zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden, bleibt abzuwarten. Bloomberg zufolge liegen neben einem vollständigen Kauf auch andere Optionen auf dem Tisch. Die Zukunft von Ubisoft bleibt somit ungewiss.

Quelle: FAZ.NET

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