19.10.2024
Ukraine plant Ende des Öl- und Gastransits aus Russland

Pipeline Druschba: Kiew will neben Gas- auch Öltransit aus Russland einstellen

Die Ukraine plant, zum Jahreswechsel die Durchleitung von russischem Öl und Gas in die EU zu beenden. Diese Entscheidung wurde von Mychajlo Podoljak, einem Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, in einem Interview mit dem Sender Nowyny.Live bestätigt. Podoljak erklärte, dass die Ukraine Verträge als Transitland habe, die bis zum 1. Januar 2025 gültig sind und nicht einseitig gekündigt werden können. Dennoch betonte er: „Aber zweifellos, mit dem 1. Januar 2025 hört das alles auf.“

Die ukrainische Regierung hat signalisiert, dass sie bereit ist, Gas aus zentralasiatischen Ländern oder Aserbaidschan nach Europa durchzuleiten. Ein zentrales Ziel dieser Maßnahme ist es, Russland die Einnahmequellen aus dem Rohstoffverkauf zu entziehen.

Der Vertrag über den Transit russischen Gases durch die Ukraine nach Europa, der zwischen den Staatskonzernen Gazprom und Naftogaz besteht, endet am 31. Dezember 2024. Trotz des seit mehr als zwei Jahren andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine wurde dieser Vertrag bislang erfüllt. Dies geschah auch auf Drängen europäischer Nachbarländer, insbesondere Ungarns. Die ukrainische Führung hat jedoch mehrfach betont, dass sie diesen Vertrag nicht verlängern wird, was zuletzt auch Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte.

Aktuell erhalten Ungarn, Tschechien und die Slowakei noch russisches Öl über die Druschba-Pipeline. Der Nordstrang dieser Pipeline, der nach Deutschland führt, wurde aufgrund westlicher Sanktionen gegen russisches Öl weitgehend stillgelegt. Berichten zufolge hat die kasachische Tochtergesellschaft des Energieversorgers Eni im August begonnen, Öl aus dem Kaspischen Meer durch die Pipeline zu pumpen. Dieser Kompromiss ermöglicht es Russland zwar, Transiteinnahmen zu erzielen, jedoch nicht, sein eigenes Öl an den für das Land lukrativsten Markt Europa zu verkaufen.

Die Entscheidung Kiews, den Öl- und Gastransit einzustellen, könnte weitreichende Auswirkungen auf die Energiesicherheit in Europa haben. Die Druschba-Pipeline ist eine der wichtigsten Verbindungen für den Transport von russischem Öl nach Europa und spielt eine zentrale Rolle in der Energieversorgung vieler europäischer Länder. Die Beendigung des Transits könnte die Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen weiter verringern und die Suche nach alternativen Energiequellen beschleunigen.

Die ukrainische Regierung verfolgt mit dieser Entscheidung auch strategische Ziele. Durch die Reduzierung der Transiteinnahmen für Russland soll der Druck auf das Land erhöht werden, um die militärischen Aktivitäten in der Ukraine zu beenden. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Plans, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Russland zu minimieren und die Integration in europäische Strukturen zu fördern.

Die Reaktionen auf diese Ankündigung sind unterschiedlich. Während einige europäische Länder möglicherweise eine schnellere Diversifizierung ihrer Energiequellen anstreben, könnte dies für andere, die stark von russischem Öl und Gas abhängig sind, zu Herausforderungen führen. Die Suche nach neuen Lieferanten und die Entwicklung alternativer Energieinfrastrukturen werden in den kommenden Monaten und Jahren an Bedeutung gewinnen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung der Ukraine, den Öl- und Gastransit aus Russland einzustellen, nicht nur eine Reaktion auf den aktuellen Konflikt ist, sondern auch eine strategische Maßnahme zur Stärkung der eigenen Position und zur Verringerung der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen. Die Entwicklungen in diesem Bereich werden weiterhin genau beobachtet, da sie erhebliche Auswirkungen auf die Energiemärkte und die geopolitische Situation in Europa haben könnten.

Quellen: Zeit Online, WirtschaftsWoche, Tageblatt, Wikipedia

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