19.10.2024
Unklare Kostenübernahme für die Mpox-Impfung in Deutschland

Wer bezahlt die Mpox-Impfung?

In Europa werden Infektionen mit der neuen Mpox-Variante erwartet. Eine Impfung könnte Ausbrüche verhindern. Doch bislang übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Mpox ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ausgerufen worden. In Deutschland haben Experten gelassen reagiert. Es werde zwar einzelne „importierte Fälle“ geben, sagen Experten. Doch auch nach Bekanntwerden des ersten Falls in Schweden vor gut einer Woche sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach: „Mpox stellen für unsere Bevölkerung momentan keine große Gefahr dar.“

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mpox mit Reiserückkehrern auch nach Deutschland gelangen wird. Die Möglichkeit der Impfung ist Experten zufolge ein Schlüsselfaktor, um in diesem Fall größere Ausbrüche zu verhindern. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) haben einige Bundesländer noch Impfstoff von 2022 übrig, der Bund habe zudem 117.000 Dosen eingelagert. Eine weitere zentrale Beschaffung sei nicht geplant, teilte das BMG mit.

Bis zu 500.000 Impfungen

Nun aber schlagen Ärzte Alarm: Die Impfung geht in Deutschland mitnichten so problemlos vonstatten wie erhofft. Denn: Die Abrechnung ist nicht gesichert. In Deutschland ist zwar der Impfstoff des Unternehmens Bavarian Nordic von der Ständigen Impfkommission (STIKO) zugelassen. Geimpft werden können damit alle Menschen über 18 Jahre, die zuvor keine Pockenimpfung erhalten hatten. Die STIKO empfiehlt allen Menschen eine Mpox-Impfung, die sexuell mit wechselnden Partnern aktiv sind oder die beruflich ein erhöhtes Risiko tragen – etwa weil sie mit Infizierten in engen Kontakt geraten können, etwa Klinikpersonal. Laut Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft, einer Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit, müssten geschätzt etwa 500.000 Menschen geimpft werden.

Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (Dagnä) hatte bereits zum Jahreswechsel 2023/24 auf die ungeklärte Finanzierung hingewiesen. Wegen der nun verschärften Situation erklärt die Arbeitsgemeinschaft nun in einem Brief an die Kassenärztliche Vereinigung und den Gesamtverband der Krankenkassen, dass trotz gesetzlicher Verpflichtung noch immer keine Impfvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen abgeschlossen wurde.

Solange es keine Vereinbarung zur Kostenübernahme der Impfung durch die Kassen gibt, müssen die Patienten die zweifache Schutzimpfung selbst bezahlen. Das kostet laut Brockmeyer zwischen 70 und 90 Euro. Die Kosten für den Impfvorgang selbst müssten die Arztpraxen im Zweifel selbst tragen. „Ärzte fühlen sich alleingelassen“, sagt Brockmeyer. „Das kann so weit gehen, dass sie die Impfungen nicht durchführen.“

Aktuelle Situation in den Bundesländern

In Hessen laufen nach Auskunft der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) die Gespräche mit den Krankenkassen, offen ist, wann sie zu einem Abschluss kommen. In Hamburg wird der Impfstoff derzeit noch zentral über den Bund beschafft und von der Sozialbehörde verteilt, eine Vereinbarung mit den Krankenkassen steht aus, heißt es von der dortigen KV. Auch die KV Nordrhein teilt auf Anfrage mit, dass die Kosten bislang nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Wer sich impfen lässt, muss die Kosten zunächst übernehmen und kann dann die Rechnung bei seiner gesetzlichen Kasse einreichen. Dort wird die Kostenübernahme geprüft.

Die Dagnä-Impfärzte fordern, umgehend zu einer Impfvereinbarung zu kommen, „damit wir dieses wichtige Präventionsinstrument als GKV-Leistung zur Verfügung stellen können“. Passiert dies nicht, könnte aus einer bürokratischen Lücke ein Problem erwachsen, welches – wie das schnelle Eindämmen der Mpox-Ausbrüche im Jahr 2022 gezeigt hat – völlig unnötig wäre.

Schlussfolgerung

Die aktuelle Situation bezüglich der Mpox-Impfung in Deutschland wirft Fragen zur Finanzierung und zur Verantwortung der Krankenkassen auf. Die Unsicherheit über die Kostenübernahme könnte dazu führen, dass sich weniger Menschen impfen lassen, was die Gefahr eines Ausbruchs erhöhen könnte. Experten betonen die Notwendigkeit einer schnellen Einigung zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen, um die Impfungen als reguläre Leistung anzubieten und damit einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit zu leisten.

Die Diskussion um die Impfkosten ist nicht nur eine Frage der finanziellen Belastung für die Patienten, sondern auch eine der Gesundheitspolitik, die in der Lage sein muss, schnell auf neue Herausforderungen zu reagieren. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu klären, wie die Mpox-Impfung in Deutschland organisiert und finanziert wird.

Quellen: FAZ.NET, dpa, RKI, Dagnä

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