1.11.2024
Urteil im Kronberger Narkosearztprozess erwartet

Kronberg: Urteil im Fall des verstorbenen Kindes beim Zahnarzt erwartet

Im Fall des Todes eines vierjährigen Mädchens in einer Kronberger Zahnarztpraxis im September 2021 wird heute das Urteil gegen den behandelnden Anästhesisten erwartet. Wie die Zeit berichtet, fordert die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes durch Unterlassen. (Zeit Online, 01.11.2024). Dem 67-jährigen Arzt wird vorgeworfen, dem Mädchen und drei weiteren Kindern ein mit Bakterien verunreinigtes Narkosemittel verabreicht zu haben.

Der Vorfall ereignete sich während einer Zahnbehandlung in der Kronberger Praxis. Das vierjährige Mädchen erlitt infolge der Injektion eine Sepsis und verstarb. Auch die drei anderen Kinder erkrankten schwer, zwei von ihnen schwebten laut verschiedenen Medienberichten in Lebensgefahr. Wie die Hessenschau berichtet, habe der Anästhesist die Kinder trotz ihres kritischen Zustands und der Besorgnis der Eltern nicht in eine Klinik eingewiesen. (Hessenschau, 25.10.2024).

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Anästhesisten eklatante Hygienefehler vor. Unter anderem soll er Einwegspritzen mehrfach verwendet und eine Flasche Narkosemittel für mehrere Patienten benutzt haben. Laut Hessenschau habe er zudem versucht, seine Fehler zu vertuschen, indem er den Ernst der Lage heruntergespielt und die Einweisung der Kinder in ein Krankenhaus verzögert habe. (Hessenschau, 25.10.2024).

Die Verteidigung argumentiert hingegen, dass es keine Hinweise auf eine Tötungs- oder Verdeckungsabsicht gebe. Der Anwalt des Angeklagten betonte, sein Mandant habe versucht, das Leben des Mädchens zu retten. Der Anästhesist selbst räumte im Prozessverlauf ein, dass ihm „unbewusst Fehler unterlaufen“ seien, bestritt jedoch die Vorwürfe der mehrfachen Verwendung von Spritzen und Narkosemitteln. (Hessenschau, 19.08.2024).

Der Angeklagte ist bereits wegen fahrlässiger Tötung einer erwachsenen Patientin im Jahr 2019 vorbestraft. Wie die Rheinische Post berichtet, ist er mittlerweile im Ruhestand. (RP Online, 31.10.2024). Das Urteil im aktuellen Fall wird mit Spannung erwartet und könnte weitreichende Folgen für die Praxis der ambulanten Narkosen haben.

Im Laufe des Prozesses kamen weitere Vorwürfe gegen den Anästhesisten ans Licht. So berichtete die Tagesschau über den Fall einer Frau, die 2019 nach einer von ihm durchgeführten Narkose in Mannheim verstarb. Auch in diesem Fall wird dem Arzt grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen. (Tagesschau, 31.10.2024). Diese weiteren Fälle werfen die Frage auf, ob die Aufsichtsbehörden frühzeitiger hätten eingreifen müssen, um weitere Tragödien zu verhindern.

Weitere
Artikel