Im Prozess um den Tod einer 15-jährigen Kurdin, die im Mai 2022 bei dem Versuch, von einem Güterzug in München zu fliehen, einen tödlichen Stromschlag erlitt, wird heute das Urteil erwartet. Wie die Zeit berichtet, fordert die Staatsanwaltschaft zehneinhalb Jahre Haft für den mutmaßlichen Schleuser des Mädchens.

Dem Angeklagten, einem Iraker, der bis zu seiner Festnahme in der Schweiz lebte, wird vorgeworfen, Teil einer Bande gewesen zu sein, die Menschen illegal von der Türkei nach Deutschland schleuste. Die 15-Jährige hatte sich mit anderen Flüchtlingen in einem Lastwagenanhänger versteckt, der auf einem Güterzug von Verona nach München transportiert wurde. Beim Versuch, am Güterbahnhof Trudering auszusteigen, geriet sie zu nah an die Oberleitung und erlitt einen tödlichen Stromschlag.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten schwere und gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge vor. Staatsanwalt Kai Gräber betonte in seinem Schlussplädoyer die "erhebliche kriminelle Energie" des Angeklagten und die "überwältigende" Indizienlage. Er argumentierte, dass Schleuser die Notlage von Flüchtlingen ausnutzen würden, um "einen Reibach zu machen", und dass in diesem Fall "hart zugeschlagen werden" müsse, um andere abzuschrecken.

Die Verteidigung plädierte auf Freispruch und argumentierte, dass die Beteiligung des Angeklagten an der Schleusung nicht nachgewiesen werden konnte. Der Angeklagte selbst hat sich im Prozess nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Neben der 15-Jährigen wurden bei dem Vorfall auch ihr zwölfjähriger Bruder und ein 19-Jähriger verletzt. Der 19-Jährige erlitt schwere Verbrennungen und leidet laut Staatsanwaltschaft noch heute unter den Folgen des Unfalls.

Der Fall hat erneut die Gefahren der illegalen Migration und die Skrupellosigkeit von Schleuserbanden aufgezeigt. Es bleibt abzuwarten, wie das Gericht heute entscheiden wird.

Quellen:

- https://www.zeit.de/news/2024-09/30/urteil-nach-toedlichem-stromschlag-erwartet

- dpa