September 30, 2024
Ein Jahr nach dem Waffenverbot am Hamburger Hauptbahnhof: Eine Bilanz der Sicherheit

Innere Sicherheit: Ein Jahr Waffenverbot am Hamburger Hauptbahnhof - ein fragwürdiger Erfolg?

Vor einem Jahr, am 1. Oktober 2023, trat am Hamburger Hauptbahnhof ein umfassendes Waffenverbot in Kraft. Die Maßnahme war eine Reaktion auf die besorgniserregende Sicherheitslage und die steigende Zahl an Gewaltdelikten, insbesondere nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen. Doch wie steht es ein Jahr später um die Sicherheit an Deutschlands größtem Bahnhof?

Die Bilanz fällt durchwachsen aus. Zwar ist die Zahl der Gewaltdelikte im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht zurückgegangen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Demnach registrierte die Bundespolizei, die für den Bahnbereich zuständig ist, 290 Fälle, gegenüber 720 im Gesamtjahr 2023. Allerdings wurden im gleichen Zeitraum bereits 21 Messerdelikte verzeichnet, genauso viele wie im gesamten Vorjahr.

Waffenverbot zeigt Wirkung, aber Verlagerungseffekte?

Die Einführung der Waffenverbotszone am Hamburger Hauptbahnhof war und ist nicht unumstritten. Befürworter, darunter Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD), sehen in der Maßnahme einen wichtigen Schritt zu mehr Sicherheit. Wie die Radio Hamburg berichtete, wurden seit Inkrafttreten des Verbots bei Kontrollen hunderte Messer und andere Waffen sichergestellt.

Kritiker hingegen, wie die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, bezweifeln die Effektivität des Waffenverbots und sehen darin eine reine Symbolpolitik. Sie befürchten Verlagerungseffekte, wonach die Kriminalität lediglich in umliegende Bereiche abgedrängt wird. Tatsächlich verzeichnet die Hamburger Polizei, die für die Bereiche außerhalb des Bahnhofs zuständig ist, einen Anstieg der Gewaltkriminalität im Stadtteil St. Georg. Im ersten Halbjahr 2024 wurden dort 82 Messerdelikte registriert, ein Anstieg um 20,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

"Allianz Sicherer Hauptbahnhof" - Mehr als nur ein Waffenverbot

Um die Sicherheitslage rund um den Hamburger Hauptbahnhof nachhaltig zu verbessern, wurde bereits im Frühjahr 2023 die "Allianz Sicherer Hauptbahnhof" ins Leben gerufen. Neben der Hamburger Polizei und der Bundespolizei beteiligen sich daran auch die DB Sicherheit und die Hochbahnwache. Zu den Maßnahmen gehören neben dem Waffenverbot auch ein Alkoholverbot auf den öffentlichen Flächen rund um den Bahnhof, verstärkte Polizeipräsenz durch gemeinsame Streifen ("Quattro-Streifen"), sowie eine Ausweitung der Videoüberwachung.

Ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Hamburger Hauptbahnhof dauerhaft sicherer zu machen, bleibt abzuwarten. Die Zahlen des ersten Jahres zeigen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Neben der konsequenten Strafverfolgung von Straftätern sind auch sozialpräventive Maßnahmen und eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure notwendig, um die komplexen Herausforderungen am Hauptbahnhof und seinem Umfeld zu bewältigen.

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