19.10.2024
Wagner kämpft um Medaille nach emotionalem Rückschlag bei Olympia

Tränen bei Fahnenträgerin: „Da ist Judo knallhart“

Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sind für viele Athleten der Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Für Anna-Maria Wagner, die als Fahnenträgerin für das deutsche Team antrat, war dieser Tag besonders bedeutend. Sie hatte sich über drei Jahre hinweg intensiv auf diesen Moment vorbereitet, doch die Realität auf der Judomatte sollte anders verlaufen als geplant. Anstatt die erhoffte Medaille zu gewinnen, musste Wagner sich mit dem fünften Platz begnügen, was für die Weltmeisterin eine bittere Enttäuschung darstellt.

Wagner, die 2021 in Tokio bereits zwei Bronzemedaillen gewonnen hatte, war mit hohen Erwartungen nach Paris gereist. Ihr großes Ziel war es, in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm Gold zu gewinnen. Bei der Eröffnungsfeier durfte sie gemeinsam mit Basketball-Star Dennis Schröder die deutsche Fahne tragen, ein Moment, der für sie emotional und bedeutend war. Doch nach den ersten Kämpfen, die sie erfolgreich meisterte, kam es im Halbfinale zur entscheidenden Niederlage gegen die israelische Weltmeisterin Inbar Lanir. Diese Niederlage ließ Wagner sprachlos zurück. Ihre ersten Worte nach dem Kampf waren geprägt von Enttäuschung und schmerzhafter Einsicht: „Es ist total bitter.“

In der ersten Phase des Wettkampfs konnte Wagner zwei Kämpfe gewinnen und sich somit für das Halbfinale qualifizieren. Doch der Verlust gegen Lanir war der erste Rückschlag, der ihre Träume von Gold zunichte machte. Trotz des Schmerzes versuchte sie, sich auf den Kampf um Bronze zu konzentrieren. „Ich habe meinen Kopf umgestellt, mir gesagt, abhaken, voller Fokus auf den Bronze-Kampf“, erklärte sie. Leider sollte auch dieser Kampf nicht zu ihren Gunsten verlaufen. Gegen die Chinesin Ma Zhenzhao sah es zunächst vielversprechend aus, doch eine kurze Unaufmerksamkeit in der Golden-Score-Verlängerung führte zu einer weiteren Niederlage.

„Da ist Judo knallhart“, bemerkte Wagner nach dem Kampf, in dem sie sich nur kurz nicht konzentriert hatte und prompt besiegt wurde. Diese Niederlage war für die Athletin besonders schmerzhaft, da sie sich in der Lage fühlte, die Medaille zu gewinnen. „Leider habe ich eine Sekunde geschlafen“, sagte sie resigniert. Der fünfte Platz bleibt für viele Athleten der frustrierendste Rang, da er oft als das „beschissenste Platz“ angesehen wird. Wagner empfand diesen Schmerz tiefgehend und gestand, dass sie mit ihren Gedanken und Gefühlen noch lange zu kämpfen haben würde.

Die emotionale Achterbahnfahrt des Wettkampftages spiegelte sich in Wagners Tränen wider. Nach der letzten Niederlage wollte sie vorerst nichts mehr von ihrem Lieblingssport wissen und kündigte an, sich erst nach dem Mixed-Wettbewerb am Samstag erneut mit Judo auseinanderzusetzen. „Mit dem Teamgeist klappt es besser“, bemerkte sie, was darauf hindeutet, dass sie die Unterstützung ihrer Teamkollegen in dieser schweren Zeit sucht.

Wagner ist nicht nur für ihre sportlichen Leistungen bekannt, sondern auch für ihren Umgang mit mentalen Herausforderungen. Nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokio war sie in ein tiefes psychisches Loch gefallen und kämpfte gegen Erschöpfung und Depressionen. Dieses Thema hat sie öffentlich gemacht, um anderen Athleten zu zeigen, dass es wichtig ist, auch über solche Schwierigkeiten zu sprechen. „Das ist ein Zeichen von Stärke“, erklärte sie, und unterstrich damit, wie wichtig es ist, mentale Gesundheit im Sport ernst zu nehmen.

Nach dem Wettkampf in Paris wird Wagner sich auf den Mixed-Wettbewerb vorbereiten, wo sie eine weitere Chance hat, sich eine Medaille zu sichern. Sie hat angekündigt, dass sie nach diesem Wettbewerb keine Judoanzüge mehr tragen möchte und sich dann anderen Herausforderungen widmen möchte. „Ich werde ab morgen bereit sein, es wäre schön, wenn wir trotzdem mit einer Medaille nach Hause gehen“, sagte sie hoffnungsvoll.

In der Gesamtbilanz der deutschen Judokas bei diesen Olympischen Spielen steht Wagner nicht allein. Ihr Teamkollege Miriam Butkereit hat bereits Silber in der 70-Kilogramm-Klasse gewonnen, was bedeutet, dass das deutsche Team trotz der Enttäuschung von Wagner weiterhin erfolgreich ist. Der Deutsche Judo-Bund hofft, dass Wagner und ihre Kollegen im Mixed-Team-Event noch eine Medaille nach Hause bringen können.

Die Olympischen Spiele sind nicht nur ein Ort, an dem Athleten um Medaillen kämpfen; sie sind auch eine Bühne für persönliche Geschichten von Triumph und Niederlage. Anna-Maria Wagner wird diesen Wettkampftag, der mit hohen Erwartungen begann und in einem emotionalen Tiefpunkt endete, wohl nie vergessen. Ihre Entschlossenheit, sich aus dieser Enttäuschung herauszukämpfen, und ihr Streben nach einer Medaille im Mixed-Wettbewerb sind Zeugnisse ihrer Stärke und ihres Kampfgeistes. In der Welt des Sports ist es nicht nur das Ergebnis, das zählt, sondern auch die Art und Weise, wie Athleten mit Rückschlägen umgehen und sich wieder aufraffen, um ihre Träume zu verfolgen.

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