19.10.2024
Öffentlicher Nahverkehr unter Druck: Warnstreiks fordern bessere Arbeitsbedingungen
Im Tarifkonflikt des öffentlichen Nahverkehrs hat die Gewerkschaft Verdi von heute an bis einschließlich Samstag zu Warnstreiks aufgerufen. Im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen die Forderungen der Beschäftigten nach verbesserten Arbeitsbedingungen, höheren Zuschlägen und einer angemessenen Vergütung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit. Die Warnstreiks, die bundesweit in nahezu allen Bundesländern mit Ausnahme von Bayern stattfinden, betreffen rund 90.000 Beschäftigte in über 130 kommunalen Verkehrsunternehmen. Die Ausstände begannen in den meisten Kommunen mit dem Schichtbeginn am frühen Morgen und sollen bis zum Schichtende in der Nacht zum darauf folgenden Tag andauern. Besonders betroffen ist Nordrhein-Westfalen, wo laut Verdi etwa ein Drittel der zum Warnstreik aufgerufenen Beschäftigten arbeitet. Aber auch in anderen Bundesländern wie Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen oder dem Saarland kam es zu umfassenden Arbeitsniederlegungen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Tarifrunde im ÖPNV-Bereich eingeleitet und Forderungen in allen Bundesländern überreicht. Die Kernforderungen umfassen eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, kürzere Schichten, die Verringerung unbezahlter Wegzeiten, ausgeweitete Ruhezeiten, mehr Urlaub oder zusätzliche Entlastungstage. In einigen Bundesländern stehen zudem höhere Löhne und Gehälter zur Verhandlung. Die Streiks haben massive Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr. In mehr als 80 Städten in 15 Bundesländern wurde der Bus-, U- und Straßenbahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Dies führte zu erheblichen Beeinträchtigungen für Fahrgäste und zu Verzögerungen im Berufsverkehr. Die Gewerkschaft Verdi weist darauf hin, dass die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV immer weiter zunehmen und schnell Lösungen zur Entlastung gefunden werden müssen. Der Streik wird auch von der Klimabewegung Fridays for Future unterstützt, die bessere Arbeitsbedingungen in der Branche als Voraussetzung für einen attraktiveren ÖPNV als Alternative zum Auto sieht. Die Unterstützung der Streiks durch politische Akteure und gesellschaftliche Gruppierungen unterstreicht die Bedeutung der Forderungen für eine nachhaltige Verkehrswende und die Anerkennung der Arbeitsleistung der Beschäftigten im ÖPNV. Die Grünen beispielsweise betrachten die Streikenden als "alltägliche Klimahelden", die tagtäglich dazu beitragen, dass Millionen Menschen in Deutschland klimafreundlich unterwegs sein können. Die Verhandlungen über die Tarifverträge im ÖPNV befinden sich in einem kritischen Stadium. Die Gewerkschaft ver.di fordert unter anderem die Streichung der untersten drei Entgeltgruppen für Fahrerinnen und Fahrer sowie Verwaltungspersonal, die Einführung einer neuen, höheren Entgeltgruppe für langjährige Betriebszugehörigkeit, ein vollständiges 13. Monatsgehalt, die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich und die Begrenzung von geteilten Diensten auf maximal elf Stunden mit einem entsprechenden Zuschlag. Die Verhandlungsparteien stehen unter Druck, zeitnahe Lösungen zu finden, um weitere Störungen des öffentlichen Lebens zu vermeiden und die Arbeitsbedingungen im ÖPNV nachhaltig zu verbessern. Die Streiks im öffentlichen Nahverkehr sind ein deutliches Signal an die Arbeitgeber, die Dringlichkeit der Anliegen der Beschäftigten anzuerkennen und ernsthaft auf die Forderungen einzugehen. Fahrgästen wird empfohlen, sich bei den jeweiligen Verkehrsunternehmen über aktuelle Informationen und mögliche Alternativen zu informieren. Die Gewerkschaft ver.di hat bereits angekündigt, dass bei ausbleibendem Entgegenkommen der Arbeitgeberseite mit weiteren Streikaktionen zu rechnen ist. Die Auswirkungen der Warnstreiks auf die Tarifverhandlungen werden sich in den kommenden Tagen zeigen.
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