Die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft 2034 wirft bereits im Vorfeld lange Schatten. Saudi-Arabien gilt als designierter Gastgeber, doch die Vergabe des Turniers an das Königreich wird international scharf kritisiert. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International fordern die FIFA auf, den Vergabeprozess auszusetzen und verweisen auf die gravierende Menschenrechtslage im Land. Wie die F.A.Z. berichtet, hat Amnesty International einen Bericht veröffentlicht, der die Risiken im Zusammenhang mit der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien als so schwerwiegend einstuft, dass eine Vergabe an das Land erst nach umfassenden Reformen in Frage kommen sollte.
Die offizielle Entscheidung über die WM-Vergabe soll im Dezember bei einem virtuellen FIFA-Kongress fallen. Es wird erwartet, dass Saudi-Arabien per Akklamation zum Gastgeberland erklärt wird. Gleichzeitig soll auch die WM 2030 vergeben werden, für die sich eine gemeinsame Bewerbung von Argentinien, Paraguay, Uruguay, Marokko, Portugal und Spanien durchgesetzt hat. Auch hinsichtlich dieser Vergabe äußert Amnesty International Bedenken, insbesondere in Bezug auf Marokko, Portugal und Spanien. Der Organisation zufolge benötigt es auch in diesen Ländern eine „glaubwürdigere Menschenrechtsstrategie“, wie die F.A.Z. berichtet.
Die Kritik an der Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien konzentriert sich auf verschiedene Punkte. So bemängeln Menschenrechtsorganisationen, dass die von der FIFA in Auftrag gegebene Menschenrechtsevaluation durch die Kanzlei AS&H Clifford Chance, den saudischen Partner der global tätigen Kanzlei Clifford Chance, wesentliche Aspekte der Menschenrechtslage im Land ausklammert. Wie im Amnesty-Bericht, der von der F.A.Z. zitiert wird, heißt es, fehlen in der öffentlich zugänglichen Bewertung unter anderem Aussagen zu den Einschränkungen der Meinungsfreiheit, der Verfolgung von Homosexualität, Zwangsräumungen, dem fehlenden Mindestlohn und dem Verbot von Gewerkschaften.
Die FIFA hat sich in ihren Statuten zur Achtung und Förderung der international anerkannten Menschenrechte verpflichtet. In ihrer Menschenrechtsstrategie orientiert sie sich an den UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte. Kritiker werfen dem Verband jedoch vor, diese Verpflichtungen im Falle Saudi-Arabiens nicht ernst zu nehmen. Die Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien wird als ein weiterer Fall von „Sportswashing“ gesehen, bei dem autoritäre Regime große Sportereignisse nutzen, um ihr Image aufzupolieren und von Menschenrechtsverletzungen abzulenken. Auch die Sportschau berichtete bereits über die Kritik an der möglichen Vergabe an Saudi-Arabien und zitierte dabei unter anderem Wenzel Michalski, den Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, der die Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien als „noch einen Grad schlimmer als in Katar“ bezeichnete.
Die Debatte um die WM 2034 zeigt die Spannungen zwischen sportlichen Großereignissen und Menschenrechten auf. Es bleibt abzuwarten, ob die FIFA auf die Kritik reagiert und ihre Vergabekriterien überdenkt. Der Druck auf den Verband dürfte in den kommenden Wochen weiter zunehmen, insbesondere wenn weitere Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien veröffentlicht werden. Auch das Fanbündnis NoToSaudiArabia2034, das vom ZDF erwähnt wird, übt Druck auf den DFB aus und fordert ein klares „Nein“ zur WM in Saudi-Arabien oder eine Urabstimmung über die Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft.
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