Archäologen haben in der Nähe von Mügeln (Landkreis Nordsachsen) ein bemerkenswertes Urnengräberfeld freigelegt, das bis zu 3400 Jahre alt ist. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, konnten bisher 30 Keramikurnen geborgen werden. Grabungsleiter Germo Schmalfuß betonte gegenüber der dpa die besonders lange Nutzungsdauer des Gräberfeldes, die sich von der Bronze- bis in die Eisenzeit erstreckt.
Über die Urnen hinaus entdeckten die Archäologen auch komplex angelegte Gefäßdeponierungen mit Keramikfüllungen und Steinsetzungen, die mit den bronzezeitlichen Gräbern in Verbindung gebracht werden. Diese Deponierungen enthielten dunkle Brandrückstände und wenig bis keinen Leichenbrand. Der Zustand der Gräber variiert stark – von vollständig erhalten bis, aufgrund landwirtschaftlicher Tätigkeiten, komplett zerstört. Die Urnengräber der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur beinhalten bis zu acht Gefäße, während in einer der jüngeren Urnen eine Eisennadel gefunden wurde. Die räumliche Nähe von Gräbern aus verschiedenen Epochen könnte laut Schmalfuß (dpa) auf die exponierte Lage des Geländes zurückzuführen sein. Um die Funde genauer untersuchen zu können, werden die Urnen mitsamt Leichenbrand und möglichen Beigaben, wenn möglich, als Block geborgen und im Labor analysiert.
Zusätzlich zu den Gräbern wurden auch Spuren früherer Besiedlung gefunden. Aus der mittleren Jungsteinzeit, vor etwa 5500 Jahren, legten die Archäologen mehrere Siedlungsgruben frei. Zwei dieser Grubenkomplexe enthielten Gefäßreste, vor allem Keramikscherben und Werkzeuge aus Felsgestein und Feuerstein. Zahlreiche Pfostengruben, vermutlich von Gebäuden und Einfriedungen, wurden ebenfalls entdeckt, so Schmalfuß. Weitere Ausgrabungen sind für das kommende Jahr geplant und sollen sich auf ein frühbronzezeitliches Siedlungsareal der Aunjetitzer Kultur konzentrieren. Hier erwarten die Archäologen mindestens drei bis vier Hausgrundrisse.
Die Ausgrabungen bei Mügeln finden seit 2011 im Rahmen der schrittweisen Erweiterung eines Kaolintagebaus statt. Bislang wurden über elf Hektar Fläche archäologisch untersucht und dabei rund 1300 Siedlungsbefunde mit über 20.000 Funden freigelegt.
Ähnliche Funde von Urnengräberfeldern sind auch von anderen Orten bekannt. So berichtet "Archäologie Online" über ein spätbronzezeitliches Urnengräberfeld bei Dolle in Sachsen-Anhalt, wo über 100 Brandbestattungen geborgen wurden (Archäologie Online, 19.05.2019). In Bad Saulgau wurde bei einer Rettungsgrabung neben mittelalterlichen Siedlungsspuren eine Brandbestattung der Urnenfelderkultur entdeckt (Archäologie Online, 15.02.2019). "Forschung & Lehre" berichtet über einen Sensationsfund im Südharz: ein 1500 Jahre altes Gräberfeld mit reichen Beigaben, vermutlich von hochgestellten Persönlichkeiten (Forschung & Lehre, 19.09.2020).
Quellen: