19.10.2024
Zuckerkonsum bei Kleinkindern: Studie zeigt alarmierende Ernährungstrends

Kinderernährung: Studie zeigt übermäßigen Zuckerkonsum bei Kleinkindern

Eine aktuelle Studie des Max Rubner-Instituts (MRI) in Karlsruhe hat alarmierende Ergebnisse zur Ernährung von Kleinkindern veröffentlicht. Demnach konsumieren bereits Kinder im Alter von bis zu fünf Jahren deutlich zu viel Zucker und ungesunde Lebensmittel. Laut den Forschern wird die empfohlene tägliche Höchstmenge an ungesunden Lebensmitteln im Durchschnitt mehr als doppelt überschritten. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass es an gesunden Lebensmitteln, insbesondere Gemüse, mangelt.

Die Bedeutung der frühen Ernährung

Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Entwicklung von Kindern. Professor Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am MRI, betont, dass die Ernährung in den ersten 1000 Tagen, beginnend mit der Schwangerschaft bis zum Ende des zweiten Lebensjahres, die Weichen für die spätere Gesundheit und Essgewohnheiten stellt. Ungünstige Essgewohnheiten in dieser Zeit können langfristige Folgen für die Hirnentwicklung, Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ II haben. Es ist beunruhigend, dass Süßigkeiten und Softdrinks bis zu einem Drittel der täglichen Energiezufuhr bei diesen jungen Kindern ausmachen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ernährung

Die Studie zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ernährung. Jungen konsumieren ungesündere Lebensmittel als Mädchen, insbesondere in Bezug auf Softdrinks und Snacks. Ungünstige Essgewohnheiten zeichnen sich bereits im Alter von zwei Jahren ab und werden mit drei Jahren noch deutlicher. Vorschulkinder neigen dazu, mehr ungesunde Lebensmittel zu konsumieren als Kleinkinder.

Empfehlungen für Eltern

Die Expertin Ensenauer rät Eltern, eine gesunde Ernährung vorzuleben. Es sei wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern am Tisch essen, gemeinsam das Essen vorbereiten und sogar selbst anbauen. Eine ausgewogene Mischkost, die eine gute Abwechslung und Vielfalt bietet, sei entscheidend, um den Kindern Spaß am Essen zu vermitteln. Süßigkeiten sollten als etwas Besonderes betrachtet werden, und Eltern sollten darauf achten, die Menge und Häufigkeit des Konsums zu regulieren.

Studienmethodik

Für die Studie wurden Daten aus einer umfassenden Kinder-Ernährungsstudie des Bundesinstituts für Risikobewertung analysiert, die von 2014 bis 2017 durchgeführt wurde. In die aktuelle Auswertung flossen Angaben zu 890 Kindern im Alter von einem bis fünf Jahren ein, deren Eltern an vier Tagen im Untersuchungszeitraum alle verzehrten Lebensmittel und Getränke protokolliert hatten.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse zeigen, dass ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten und Softdrinks im Durchschnitt zwischen 25 und 36 Prozent der täglichen Energiezufuhr von Kindern ausmachen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch, dass maximal 10 Prozent der Energiezufuhr aus solchen Lebensmitteln stammen sollten. Darüber hinaus konsumieren mehr als die Hälfte der Kinder mehr Fleisch als empfohlen, während der Verzehr von Gemüse sowie Milch und Milchprodukten unter den Empfehlungen liegt. Diese Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Frontiers in Nutrition“ veröffentlicht.

Mangelernährung und Nährstoffdefizite

Die Studie weist auch auf Probleme bei der Zufuhr von wichtigen Nährstoffen hin. Während die mittlere Energie- und Nährstoffzufuhr bei den meisten Kindern den Empfehlungen entspricht, gibt es Defizite bei Vitamin D und Jod. Insbesondere Kleinkinder nehmen oft nicht genug Eisen auf, während Vorschulkinder zu wenig Kalzium konsumieren. Die Forscher empfehlen, im Haushalt Jodsalz zu verwenden und Vitamin D bis zum zweiten Sommer des Kindes als Tablette zuzuführen, da die Ernährung allein oft nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken.

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit, das Ernährungsverhalten von Kleinkindern zu überdenken und zu verbessern. Eltern spielen eine entscheidende Rolle dabei, gesunde Essgewohnheiten zu fördern und den Zuckerkonsum ihrer Kinder zu regulieren. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und anderen gesunden Lebensmitteln ist, sollte für Kinder zur Norm werden, um langfristige gesundheitliche Probleme zu vermeiden.

Quellen: ZEIT ONLINE, dpa

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